SAP will Engpässe in BW beseitigen

28.10.2004
"Euclid" soll die Analyse von Daten im "Business Information Warehouse" (BW) beschleunigen. Die Funktionen liefert SAP mit "Netweaver 2005" an die Kunden mit Wartungsvertrag aus.

Das vormals eigenständige Produkt Business Information Warehouse ist mittlerweile Bestandteil der Infrastrukturplattform "Netweaver". Viele Kunden nutzen die Business-Intelligence-Funktionen der Walldorfer, einige beklagen aber die mitunter schlechte Performance, vor allem bei ungeplanten Abfragen, also solchen, die zum Beispiel nicht jedes Quartal vorgenommen werden.

Speicher statt Datenbank

Im Rahmen des internen Entwicklungsprojekts "Euclid" entsteht derzeit eine Lösung, die Geschäftsdaten für solche Queries im Hauptspeicher aufbereitet (aggregiert). Dieser Vorgang fand bisher auf dem Datenbank-Server statt und beanspruchte damit wesentlich mehr Zeit.

Bei der Datenaggregation werden Informationen aus den "Infocubes" von BW abgegriffen und konsolidiert. Diese Aggregate bilden Summen aus Tausenden von Einzelwerten oder ermitteln den Maximalwert in einer Zahlenkolonne. Dieser je nach Datenvolumen sehr aufwändige Prozess lässt sich laut SAP mit der Euclid-Technik beschleunigen, da die Aggregation im Hauptspeicher stattfindet. Die so aufbereiteten Geschäftsinformationen stehen dann wie gewohnt den Analyse-Frontends von SAP oder denen von Drittherstellern zu Verfügung.

Die Euclid-Entwickler kombinieren hierzu unterschiedliche SAP-Techniken, indem sie die Suchmaschine "Trex" und die Grid-Funktionen von Netweaver mit BW koppeln.

Parallele Indizierung

Die Trex-Technik nutzt SAP zum Indizieren und Recherchieren von Textinformationen im Knowledge-Management des "Enterprise Portal" sowie innerhalb der Katalog-Engine, der Grundlage für elektronische Produktkataloge. Nun verwenden die SAP-Experten die Trex-Engine sowie deren parallele Indizierungsfunktionen für die Aufbereitung von Geschäftsinformationen im Hauptspeicher. Dies ermöglicht es laut Kreplin, Informationen spaltenweise zu indizieren, parallele Indizes im Arbeitsspeicher vorzuhalten sowie die Geschäftsdaten zu komprimieren, damit der RAM-Bedarf nicht ausufert.

Um die Speicher- und CPU-Ressourcen bedarfsgerecht zu skalieren, lassen sich über die Grid-Features eine Reihe von Blade-Servern dynamisch zusammenschalten.

Das Euclid-System soll mit Netweaver 2005 an die Kunden ausgeliefert werden. Ob die Nutzung diese Funktionen extra zu bezahlen ist, steht noch nicht endgültig fest.

SAPs Begeisterung über die BI-Erweiterungen kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Spezialisten schon länger ähnliche Techniken anbieten. "Was SAP da entwickelt, ist ein neuer Speichermechanismus für die Datenanalyse. Das ist neu für den Hersteller, jedoch nicht für die Branche", meint Frank Buytendijk, Research Vice President bei Gartner. So biete beispielsweise Applix mit "TM1" eine In-Memory-Olap-Technik an, die mit SAPs Euclid-Idee vergleichbar sei. Und das Datenbanksystem "IQ" von Sybase erlaube es ebenfalls, Informationen für komplexe Abfragen aufzubereiten.

BW-Schwäche bleibt

Grundsätzlich begrüßt Buytendijk SAPs Ansinnen, mit Euclid Performance-Probleme von BW anzugehen. Allerdings ändere auch Enclid nichts an der Unflexibilität und Komplexität von BW. Für den Gartner-Mann liegt der wirkliche Reiz des Projekts jedoch eher darin, dass die In-Memory-Datenstrukturen künftig nicht nur dem BW, sondern allen Netweaver-Komponenten zugute kommen.