Unternehmenssoftware

SAP profitiert von Konsolidierung

11.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Konsolidierung im Markt für Unternehmenssoftware setzt sich fort, Anbieter verschwinden durch Übernahmen oder Pleiten von der Bildfläche. Die großen Player profitieren von diesem Trend. Vor allem die SAP AG konnte ihre Führungsposition im vergangenen Jahr ausbauen.

Einer aktuellen Studie der Hypovereinsbank (HVB) zufolge weitete der Walldorfer Konzern seinen Marktanteil von 22 Prozent im Jahr 2002 auf 26 Prozent 2003 aus. Rivale Oracle steigerte seinen Anteil um einen Prozentpunkt auf sieben Prozent, und Peoplesoft konnte durch die Übernahme von J.D. Edwards um zwei Prozent auf ebenfalls sieben Prozent zulegen.

SAP kam vor allem der sich verschärfende Ausleseprozess zugute: Von den 173 Firmensoftwareanbietern, die die HVB im Jahr 2000 zählte, waren Ende letzten Jahres mehr als die Hälfte durch Insolvenz oder Übernahmen aus dem Markt ausgeschieden. "Die Konsolidierung hat sich im vergangenen Jahr weiter beschleunigt", so Knut Wollner, HVB-Analyst und Autor der Studie. Opfer des Shake-outs wurden vor allem die kleinen, auf Nischen spezialisierten Hersteller.

Mit dem Aufkauf des viertgrößten Players J.D. Edwards durch Peoplesoft, dem wiederum Oracle nachstellt, legte der Ausleseprozess 2003 noch einen Gang zu, indem er auch die führenden Softwarehäuser der Branche erfasste.

Insbesondere die auf den Mittelstand fokussierten Anbieter, unter denen sich noch kein eindeutiger Marktführer herauskristallisiert hat, verfolgen eine aggressive Akquisitionspolitik, um ihren Marktanteil durch Zukäufe zu steigern.

Die neue Mitte

Dass diese Strategie zumindest kurzfristig aufgeht, beweisen Microsoft (Great Plains, Navision/Daamgard), die Firma Agilisys, die unter anderem die Brain AG und Infor Business Solutions geschluckt hat, sowie SSA Global: Durch die Übernahme von Baan ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge zum viertgrößten ERP-Anbieter aufgestiegen - eine Milliarde Dollar Umsatz peilt SSA dieses Jahr an.

SAP hat bislang weitgehend auf Übernahmen verzichtet und stattdessen auf organisches Wachstum gesetzt. Zwar erklärte Vorstandssprecher Henning Kagermann bei der SAP-Hauptversammlung Anfang Mai, dass er künftig auch Akquisitionen als integralen Bestandteil der Wachstumsstrategie betrachte. SAP werde sich jedoch auf den Zukauf kleinerer Unternehmen beschränken, um geografisch stärker zu expandieren. Nach Einschätzung von Analyst Wollner haben die Walldorfer als Marktführer im Großkundensegment gute Aussichten, "auch im Mittelstandssegment eine dominierende Position zu erlangen". Selbst ohne Übernahmen werde SAP seinen Marktanteil im laufenden Jahr auf 29 Prozent ausbauen. Insgesamt werden die größten Anbieter nach Einschätzung der HVB von der Konsolidierung am meisten profitieren. (mb/sp)

Abb: Hoffen auf die Trendwende

Trotz stagnierender Lizenzeinnahmen konnte SAP seinen Marktanteil kontinuierlich ausbauen. Quelle: SAP