Kauf von Navision macht Wettbewerber nervös

Sage warnt vor Microsoft-Monopol

07.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Sage befürchtet, dass Microsoft mit dem Kauf von Navision ein Monopol im Bereich Unternehmenssoftware aufbauen könnte. Der britische ERP-Anbieter fordert deshalb das Eingreifen der europäischen Kartellbehörden.

Mit dem Kauf von Navision sei Microsoft in der Lage, seine bestehenden Softwareprodukte mit den Navision-Programmen zu bündeln und damit den Markt für Unternehmenssoftware zu überfluten, warnt Paul Stobart, Chief Operating Officer (COO) der Sage Group. Er rechne damit, dass die Redmonder Programme des dänischen Softwareherstellers mit dem eigenen SQL Server oder Office-Paketen zu Komplettangeboten für kleine und mittlere Unternehmen zusammenfassen werden. In der Folge würden Konkurrenten durch deutliche Preissenkungen aus dem Feld gedrängt.

Um einem drohenden Microsoft-Monopol im Segment Unternehmenssoftware zuvorzukommen, haben die Sage-Verantwortlichen in Dänemark, Großbritannien und der Europäischen Union Beschwerde gegen die Übernahme eingelegt. Die dänische Kartellbehörde Konkurrence Styrelsen werde vorerst jedoch nicht gegen die Akquisition als solche vorgehen, erklärte Sprecherin Pia Roenager. Da weder Navision noch Microsoft einen Umsatz von über 509 Millionen Euro in Dänemark erzielten, bestehe kein Anlass einzugreifen. Man werde jedoch die Position beider Firmen überprüfen und auch Wettbewerber zu dem Fall anhören, versichert Roenager.

Sollte die Beschwerde in Dänemark erfolglos bleiben, hofft Stobart, dass die Sage-Klage bei den Wettbewerbskommissaren der Europäischen Kommission Gehör findet. Experten räumen den rechtlichen Anstrengungen allerdings wenig Chancen ein. So überprüfe die EU-Kommission Fusionen erst, wenn beide beteiligten Unternehmen einen Umsatz von über 250 Millionen Euro in Europa aufweisen. Mit europäischen Einnahmen in Höhe von 173,1 Millionen Euro liegt Navision jedoch deutlich unter dieser Grenze.

Vor diesem Hintergrund gehen die Verantwortlichen bei Microsoft und Navision weiter davon aus, dass der Zeitplan eingehalten wird. Bis zum August dieses Jahres soll der Deal abgeschlossen sein. Doug Burgum, Chef von Microsofts Business Solution Division, der Navision zukünftig angehören wird, rechnet nicht mit kartellrechtlichen Problemen.

Der Versuch, kartellrechtlich gegen Microsoft vorzugehen, zeige die Nervosität der Konkurrenz, erklärt Helmuth Gümbel von Strategy Partners. Da Microsoft im Zuge des Navision-Kaufs eine Menge Hausaufgaben zu erledigen habe, wie zum Beispiel Kunden- und Partnerbindungen zu erneuern, hätte die Konkurrenz die Chance, Marktanteile zu gewinnen. "Es passiert jedoch nichts", kritisiert der Berater. (ba)