Sorgen um Produkte für Netze, Speicher und Mobilfunk

Rutscht Infineon in die roten Zahlen?

01.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Infineon-Chef Ulrich Schumacher sieht schwierige Zeiten für den deutschen Halbleiterhersteller voraus. Anlässlich einer Analystenkonferenz in Barcelona schloss der Manager für das am 30. Juni endende dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres Verluste nicht mehr aus.

Die Gründe für einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung des Unternehmens sind nach Ansicht von Firmenchef Schumacher vielfältig. Dazu zählen zahlreiche stornierte Aufträge, vor allem im Bereich für optische Kommunikationskomponenten, sinkende Margen bei den Produkten rund um drahtlose Kommunikation sowie Arbeitsspeicher für PCs und die herabgesetzten Erwartungen im Geschäft mit Handy-Chips.

All diese Faktoren könnten dazu führen, dass das deutsche Vorzeigeunternehmen in Sachen Halbleiter im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rote Zahlen schreibe, orakelt Schumacher anlässlich der European Technology Conference von Credit Suisse First Boston im spanischen Barcelona. Eine Prognose für das vierte Quartal wagt der Infineon-Lenker erst gar nicht.

Katja Schlendorf, Sprecherin des Münchner Unternehmens, versucht die Bedeutung der Schumacher-Prognose herunterzuspielen. Auf dem Analystentreffen habe das Unternehmen nichts Neues gesagt, erklärte sie. Bereits im April habe Infineon vor einem möglichen Verlust gewarnt.

Trotz der düsteren Vorzeichen halten die Verantwortlichen an ihren Zielen fest. Hoffnung verbreiten die Sparten drahtgebundene Kommunikation, Automobilelektronik und Chipkarten-ICs. Hier konnte der Hersteller in der Halbjahresbilanz Wachstumsraten zwischen 37 und 51 Prozent vorweisen. Mit etwa 40 Prozent tragen diese Segmente maßgeblich zum Gesamtergebnis bei.

Die Aussichten in den Bereichen Speicherprodukte und Mobilfunk bleiben allerdings trübe, räumt Schumacher ein. So würden die Preise für Speicherchips weiter fallen. Erst im zweiten Halbjahr 2001 könnte sich die Lage stabilisieren. Auch das Geschäft mit Handy-Chips verheißt längst nicht mehr die Gewinne, die sich die Manager noch im letzten Jahr versprochen hatten. Ein weltweiter Absatz von 450 Millionen Mobiltelefonen für das Jahr 2001 sei sehr optimistisch prognostiziert, so Schumacher.

Wie sich dieser Markt weiterentwickeln werde, vermag Schumacher nicht zu sagen. Es gebe im Augenblick zu wenig Zahlen, um eine sichere Prognose zu wagen. Zu befürchten sei, dass PC- wie Handy-Hersteller noch auf umfangreichen Lagerbeständen sitzen. Dies werde die Preise weiter unter Druck setzen.

Management-RochadenAngeblich unabhängig von den jüngsten Problemen tauschen leitende Manager in der Infineon-Führungsriege die Positionen. Ulrich Hamann wird zukünftig den Geschäftsbereich drahtlose Kommunikation leiten. Ursprünglich verantwortete der Manager das Segment Sicherheits- und Chipkarten-ICs. Diesen Bereich übernimmt nun Hermann Eul. Günter Weinberger, der bislang der Sparte drahtlose Kommunikation vorstand, wird in Zukunft als Chief Technology Officer (CTO) für das Geschäft mit Produkten rund um drahtgebundene Kommunikation verantwortlich zeichnen. Laut der offiziellen Infineon-Lesart dienen die Management-Wechsel dem Erfahrungsaustausch zwischen den Geschäftsbereichen und zur Förderung der Kommunikation und Kooperation.