Bislang herrscht Copyright-Anarchie

Rußland erhält Behörde zum Schutz geistigen Eigentums

07.08.1992

MOSKAU (CW) - An den Kragen gehen soll es russischen Softwarepiraten: Eine Agentur für geistiges Eigentum namens "Rais" hat jetzt Behördenstatus erhalten und plant die Entwicklung einer Copyright-Gesetzgebung.

Allein 1991 entstand Rais-Generaldirektor Michail Fedotow zufolge ein Schaden von 1,5 Milliarden Rubel durch Software-, Video- und Audio-Piraterie. Wie die Tageszeitung "Moscow Times" meldet, wird Rußland nun die Berner Konvention von 1886 zum Schutz geistigen Eigentums unterzeichnen, was sowohl die zaristische als auch die kommunistische Regierung der Sowjetunion versäumt hatten.

Bislang herrschen daher in Rußland chaotische Copyright-Verhältnisse, so Fedotow obwohl noch aus UdSSR-Zeiten bis heute eine Art Copyright-Behörde auf dem Papier existiere.

Diese sei indes mehr als Zensor denn als Sachwalter der geistigen Eigentümer aufgetreten; sie wird nun durch die Rais ersetzt.

Die neue Behörde tritt allerdings unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen an: Lediglich 135 Kolltrollkräfte stünden für ganz Rußland zur Verfügung, teilte Eduard Renow, einer der stellvertretenden Rais-Direktoren, mit.

Diese Zahl solle auf das drei bis vierfache erhöht werden; wie lange das dauern soll, sagte Renow nicht.