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Robofly als Astronaut, Lebensretter und Agent

22.12.2000
US-Wissenschaftler basteln an einer Roboterfliege, die zu Forschungszwecken ins All geschickt werden kann. Auch der Einsatz als Aufklärungsagent bei Katastrophen und Kriegen ist denkbar.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wissenschaftler an der University of California, Berkeley, entwickeln derzeit eine Roboterfliege ("Robofly"), die beispielsweise zu Forschungszwecken ins All geschickt werden kann. Dabei soll kein teueres High-Tech-Objekt entstehen, sondern vielmehr ein kostengünstiger Fliegenschwarm, bei dem der Verlust der einzelnen Robofly finanziell nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Die Wissenschaftler gehen von einem Stückpreis von je zehn Dollar aus. Bis 2002 soll das Insekt fertig sein.

Die Fliege wird im Department of Integrative Biology der Universität entwickelt. Die Wissenschaftler erforschen das Verhalten des biologischen Vorbilds und erarbeiten, welche Eigenschaften sich mechanisch nachbilden lassen. Anschließend soll eine künstliche Kopie gebaut werden, die so weit wie möglich der Realität entspricht. Robofly soll 100 Milligramm wiegen, eine Flügelspannweite von zwei Zentimetern besitzen und optische Sensoren anstelle von Facettenaugen erhalten. Problematisch ist allerdings noch die Stabilisation des flügelschlagenden Insekts: Vorstellbar wäre hier ein Bord-Kreiselkompass. Die Energieversorgung der Minifliege könnte über Solarzellen geregelt werden. Für schlechte Lichtverhältnisse wird zudem eine Batterie benötigt.

Den Wissenschaftlern zufolge könnte Robofly beispielsweise auch als Kundschafter bei Erdbeben oder Katastrophen eingesetzt werden. Das Insekt kann aufgrund seiner minimalen Größe und seiner Flugfähigkeiten auch in schwieriges Terrain vordringen und über Kameras Informationen sammeln. Möglich wäre zudem eine militärische Nutzung, bei der ganze Fliegenschwärme für Aufklärungsarbeiten ausgesandt werden. Diese Alternative hat wohl auch die Sponsoren des Forschungsprojekts auf den Plan gerufen: Finanziert wird die Robofly-Entwicklung von den US-Militärforschungsorganisationen Office of Naval Research und Defense Advanced Research Project Agency mit 500.000 Dollar pro Jahr. Bislang wurden 1,78 Millionen Dollar für die Superfliege ausgegeben.