Revision der EDV- Abteilung

18.04.1975

Nach Ansicht des alten Baron Rothschild in Wien gibt es bekanntlich drei Wege, sein Geld zu verlieren:

Der erste - über Frauen - ist am angenehmsten.

Der zweite - über Spielen - ist am aufregendsten.

Und der dritte - über eine eigene Rechenanlage - ist am sichersten !

Ausgehend von dieser weisen Erkenntnis plus der Tatsache daß viele Unternehmen sich entweder die falsche Anlage hingestellt haben oder mit der richtigen nicht optimal arbeiten, bietet der Hamburger Rkw-Beratungsdienst - ähnlich wie die Rkw-Beratungsdienste in den anderen Bundesländern - schon seit einem Jahr folgende Spezialuntersuchung an.

Bringt Ihre EDV-Abteilung Gewinn ?

Ausgehend von dem Dilemma, daß die ungenutzte quantitative und qualitative Kapazität des Computers von Generation zu Generation wächst, hatte sich der Beratungsdienst des RKW-Hamburg auf mehrfachen Wunsch zu dieser Sonderberatung auf dem EDV-Sektor entschlossen. Ziel ist, in kürzester Zeit die Schwachstellen in einem Rechenzentrum aufzuzeigen, einen Revisionsbericht zu erstellen und Rationalisierungsmaßnahmen zu empfehlen.

Hierbei werden zum Beispiel folgende Fragen geklärt:

- Haben Sie die richtige Anlage bzw. die richtige Konfiguration?

- Ist Ihre Anlage optimal ausgelastet, könnten noch mehr Programme darauf laufen? Welche auf dem freien Markt angebotenen Standardprogramme kommen für Sie in Frage?

- Haben Sie Kapazität frei für externe Kunden?

- Empfiehlt sich eine Kooperation mit anderen Rechenzentren?

Er wäre übertrieben zu sagen, daß diese Spezialberatung im letzten Jahr der größte Renner gewesen ist. Aber einigen Firmen konnte doch entscheidend geraten werden. Entweder wurde der Mietvertrag umgeändert, also eine Anlage mit einer anderen Konfiguration besorgt, oder es wurden weitere Programme für das Unternehmen geschrieben und auf der Anlage laufen gelassen, oder es wurden die freien Kapazitäten anderen Mandanten oder Mitgliedern des RKW angeboten.

Ein oft beschrittener Weg war auch folgender: ein Unternehmen hatte, wie so oft, eine viel zu große Anlage gekauft oder angemietet. Ein zweiter, manchmal auch ein dritter Unternehmer waren überzeugt worden, daß es für die ersten Jahre genügen würde, sich einer fremden Rechenanlage zu bedienen, und daß es weiser wäre, erst später - eventuell - auf eine eigene Anlage überzugehen.

Aus psychologischen Gründen - "die sollen mir nicht in die Karten gucken" - , aus organisatorischen und verwaltungstechnischen Gründen wurde in den meisten Fällen die EDV-Abteilung ausgegliedert und mit dem oder den neuen Partnern ein selbständiges Rechenzentrum gegründet. Ziel war es immer, diese Spezial-Abteilung von dem Tagesgeschehen der ursprünglichen Mutterfirma loszulösen und sie mit soviel Arbeit zu versehen, daß im Zweischichtenbetrieb gefahren werden konnte. Alle diese Arbeiten wurden mit freien Software-Beratern durchgeführt. Nun könnte man argumentieren, der Kunde könne sich dann ja gleich an die freien Berater wenden, was denn das RKW dabei solle. Einmal kann das RKW aufgrund seiner besseren Marktübersicht leichter den fachlich geeigneten Berater auswählen. Zum anderen ist der Kunde besser vor bösen Überraschungen geschützt, weil der RKW-Beratungsdienst die schwarzen Schafe der Branche kennt - die gibt es, wie überall, natürlich auch unter den Beratern. Und schließlich bieten Beratungen durch das RKW auch finanzielle Vorteile.

Bekanntlich kommt jedes in der BRD ansässige Unternehmen in den Genuß verbilligter RKW-Beratungen. Betriebe unter 6,0 Mio Mark Umsatz erhalten außerdem noch einen Zuschuß - je nach Umsatzhöhe - von 100,- bis 300,- Mark pro Tagewerk. Dieser Zuschuß ist bei der allgemeinen Beratung auf 15 Tagewerke in einem Zeitraum von sieben Jahren beschränkt. Wegen der überragenden Bedeutung der EDV-Beratung ist es dem RKW gelungen, diese Einschränkung soweit zu mildern, daß eine vorhergehende Beratung, zum Beispiel auf dem Gebiet der Organisation oder Verwaltung, bezuschußt wird und zusätzlich eine EDV-Beratung bis zu 15 Tagewerken mit Zuschuß erfolgen kann. Wie gesagt, diese großzügige Regelung gilt nur für Betriebe unter 6,0 Millionen Mark Umsatz. Unternehmen mit einem höheren Umsatz erhalten keinen Zuschuß, sind aber dafür auch bei der Inanspruchnahme von RKW-Tagewerken nicht beschränkt.

Bei über 1800 Beratungen im letzten Jahr durch das RKW und bei der Ausarbeitung und Einführung von ca. 4500 Verbesserungsvorschlägen betrafen immerhin 216 den Bereich der EDV.

Besonders in Zeiten konjunktureller Unsicherheit und der damit allgemein verbundenen Durchleuchtung der EDV-Budgets sollte von einer neutralen Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der EDV-Abteilung in verstärktem Maße Gebrauch gemacht werden.