Reisebueros "erste Opfer der Datenautobahn" Mausklick im Internet bereitet der Tourismus-Branche Sorgen

22.09.1995

WASHINGTON D.C. (vwd) - "Reisebueros gehoeren schon bald der Vergangenheit an, wir sind die ersten Opfer der Datenautobahn". Dieses mehr als duestere Bild malt der Washingtoner Reiseveranstalter Jim Delaney und macht damit deutlich, wo die Branche mittlerweile kraeftig der Schuh drueckt: Touristen, aber auch Geschaeftsreisende scheinen sich bei der Reservierung von Flugtickets, Hotelzimmern und Mietwagen immer oefter auf sich selbst respektive auf das Internet zu verlassen.

Moeglich wird das Ganze durch den Zugang zu den Datenbanken von dreissig US-Fluggesellschaften und damit zu den Informationen ueber eine Menge an Inlands- und internationalen Verbindungen, die im World Wide Web per Tastendruck beziehungsweise Mausklick zu haben sind. Eine Direktbuchung ueber den Computer ist aber bislang nur bei United Airlines moeglich, da alle anderen Carrier aus Datenschutzgruenden noch technische Verbesserungen im Internet abwarten wollen. Im Mittelpunkt stehen dabei Vorkehrungen, um den Kreditkartenschwindel so schwer wie moeglich zu machen.

Lockerer sehen es offenbar einige der fuehrenden US-Hotelketten. Wer preiswert in einem Holiday Inn naechtigen will, braucht im Internet nur das ungefaehre Reiseziel angeben. Am Bildschirm wird der Kunde dann durch eine Strassenkarte mit genauer Wegbeschreibung gefuehrt; die Reservierung selbst kann zum garantiert guenstigsten Preis direkt am PC vorgenommen werden. Einige Hotels wie etwa die Hilton-Kette locken zudem mit Farbvideos, die via Internet jederzeit vom PC aus abgerufen werden koennen.

Auch die grossen US-amerikanischen Mietwagenfirmen haben aufgrund der prekaeren Sicherheitslage im Internet aehnliche Bedenken wie die Fluggesellschaften, doch die zunehmende Konkurrenz wird ihnen nach Ansicht von Experten keine andere Wahl lassen. So bietet der in Florida ansaessige Alamo-Konzern per Computer Reservierungsmoeglichkeiten in ganz Amerika an. Der Kunde braucht hier nur Reiseziel, Preisklasse oder Modellvorstellungen und die Kreditkartennummer zu nennen.

Sorgen gibt es also, wie schon erwaehnt, nur bei den Reisebueros, die bereits einen Rueckschlag erlitten, als die fuehrenden Airlines ihre Provisionen drastisch gekuerzt haben. Fuer den Sprecher des Dachverbandes der US-Reiseveranstalter ist jedenfalls klar, wohin in seiner Branche die Reise geht: "Je mehr Menschen zu Hause eine Computer stehen haben, desto schneller werden unsere Firmen an den Rand des Konkurses getrieben".