Telekom reicht revidierten Vorschlag für Wechselgebühr ein

Regulierer ebnet neuen Anbietern den Weg zum Kunden im Ortsnetz

06.02.1998

Die vom Regulierer getroffene Entscheidung betrifft den entbündelten Teilnehmeranschluß, das heißt die Leitung von der Vermittlungsstelle der Telekom bis hin zum Endkunden. Dabei handelt es sich nur um die physikalische Kupfer- oder Glasfaserverbindung, ohne jeden Vermittlungsdienst. Die Telekom fordert von ihren Konkurrenten monatlich 28,80 Mark pro Verbindung.

Der Präsident der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, stimmte jetzt vorläufig der von der Telekom beantragten Summe zu. Ein Sprecher der Behörde stellte allerdings klar, dies sei noch keine endgültige Entscheidung. Der Regulierer müsse die Gebühr der Telekom erst noch eingehend prüfen, wolle aber bald zu einem Ergebnis kommen. Sollte der bewilligte Betrag dann niedriger ausfallen als die vorerst freigegebenen 28,80 Mark, muß die Telekom ihren Wettbewerbern die Differenz erstatten.

Wettbewerber werfen der Telekom Behinderung vor

Von der Freigabe des Telekom-Tarifes erhofft sich der Regulierer eine Belebung des Wettbewerbs im Ortsbereich. Hier, bei der sogenannten letzten Meile, hat die Telekom nach wie vor ein De-facto-Monopol, da die Konkurrenten in diesem Sektor kaum über eigene Infrastrukturen verfügen. Sie sind daher, um Privatkunden zu erreichen, auf den entbündelten Teilnehmeranschluß angewiesen.

Bei einem anderen Hindernis, den Wechselgebühren, ist unterdessen Bewegung in die verhärteten Fronten gekommen. Nachdem die Telekom Anfang des Jahres Kunden, Konkurrenten und Regulierer mit der Forderung eines Entgelts in Höhe von 95 Mark für die Umschaltung auf einen anderen Netzbetreiber (Preselection) geschockt hatte, liegt nun ein neuer Vorschlag vor. Der frühere Monopolist hat bei der Scheurle-Behörde jeweils eine Gebühr in Höhe von 49 Mark für Preselection und Nummernportabilität zur Genehmigung eingereicht. Die ursprüngliche Forderung von 95 Mark und 53 Mark war vom Regulierer als zu hoch zurückgewiesen worden.

Die neu eingereichten Tarifangebote der Telekom sind eine Reaktion auf den "Runden Tisch", der Mitte Januar stattfand. Bei dieser Konferenz hatten die Telekom und ihre Wettbewerber vereinbart, bis Ende des Monats neue Lösungen zu erarbeiten.

Den Konkurrenten der Telekom geht dieser Nachlaß nicht weit genug. Otelo-Chef Ulf Bohla sagte, für ihn seien die Entgelte von jeweils 49 Mark nicht nachvollziehbar, sie seien auch nicht mit den Wettbewerbern diskutiert worden. Bohla sieht darin eine Behinderung bei der Öffnung des TK-Marktes und warf der Telekom vor, sie suche keine kundenfreundliche Lösung.

Ganz anderer Meinung ist die Telekom. Die Preise liegen laut Vorstand Ron Sommer deutlich unter den Kosten der Leistungen, zu denen die Telekom in beiden Fällen verpflichtet ist. Sommer weiter: "Die Telekom erbringt durch den Verzicht auf ihr zustehende Einnahmen einen erheblichen Beitrag zu Förderung des Wettbewerbs, wir leisten quasi erneut Anschubfinanzierung."