Auch komplexe Organisationsplanung ist auf Mikros möglich (Teil 2 und Schluß):

PPS ist nicht mehr reine Mainframe-Domäne

12.12.1986

MÜNCHEN - Im Markt der integrierten Softwarepakete für Mikrocomputer hat sich - neben etablierten Programmen für kommerzielle Anwendungen wie beispielsweise 1-2-3, Framework oder Open Access - nun auch ein weiteres Segment herausbilden können. Gemeint ist der Bereich der Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme. Bislang nur als Domäne der Großrechner- oder MDT-Anwender angesehen, hat sich mit der Portierung der PPS-Systeme auf den Mikro ein interessanter Wandel vollzogen - nicht zuletzt auch aufgrund der Integration solcher PPS-Pakete in neue oder bestehende Netzwerke.

Bei Madras-LB handelt es sich um ein Programm-Modul für die Lagerbestandsführung und Inventur, wozu im wesentlichen spezifische Auswertungen gehören, die zu einer ordnungsgemäßen Lagerbestandsführung notwendig sind wie Lagerjournal, Inventur (Inventurzählliste, Inventuraufnahme und Korrektur/Bestandskorrektur, Inventurdifferenzliste und Inventurbewertung) und die Lagerbestandsbewertung.

Dabei können sowohl der Inventurbestand als auch der aktuelle Lagerbestand bewertet werden. Zur Bewertung kann einer von verschiedenen Preisen unter Berücksichtigung der Preiseinheit herangezogen werden. Die Bewertungsformel lautet dabei Menge x Preis/PE x Bewertungsfaktor. Der Bewertungsfaktor steht im Artikelstamm; er kann aber auch zu Beginn der Bewertung in Abhängigkeit vom Datum des letzten Zugangs beziehungsweise vom Datum des letzten Abganges in Form einer Staffel bestimmt werden. Es ist möglich, abhängig von einem im Artikelstamm hinterlegten Qualitätskennzeichen für maximal 99 verschiedene Qualitäten verschiedene Bewertungsstaffeln zu hinterlegen.

Mit der Madras-Kundenauftragsabwicklung gelangt der User ohne mehrfachen Erfassungsaufwand vom Angebot bis zur Rechnung, Die Stationen können parametergesteuert bestimmt werden.

Die zentral innerhalb Madras-MB verwaltbaren Materialdispositionen, die sich auf Kundenaufträge beziehen, sind innerhalb der Kundenauftragsabwicklung entsprechend komfortabler zu gestalten.

Aufträge werden dabei so am Bildschirm angezeigt, wie sie auch auf dem Formular (zum Beispiel Bestätigung, Lieferschein, Rechnung) gedruckt werden. Ebenso wie die Bildung der Auftrage kann auch die Verarbeitung derselben mit mehr oder weniger Komfort abgewickelt werden, wie zum Beispiel:

- Angebotsbearbeitung,

- Bestätigen mit Erzeugung von Bedarfssätzen für die Bedarfsermittlung,

- Lieferschein- beziehungsweise Rechnungsschreibung mit Bestandsabbuchung,

- Fakturieren in Fremdwährungen

- Druck in Fremdsprachentexten,

- Ausgabe in eine Schnittstelle für eine angeschlossene Finanzbuchhaltung.

Tagesauswertungen, gegliedert nach Auftragseingangsliste, Auslieferungsliste, Rechnungsausgangsliste.

Gewissermaßen als Abfallprodukt aus den administrativen Arbeiten wie zum Beispiel der Fakturierung werden die dort entstehenden Daten vom System intern in einer Schnittstellendatei (Historiendatei) gesammelt und können mit der Madras-Verkaufsstatistik oder mit entsprechender Fremdsoftware ausgewertet werden.

Aussagefähige Darstellung in Listenform oder Grafik

Bei Einsatz von Madras-SV sind die jeweiligen Verdichtungsstufen für beliebige Periodengenauigkeit (zum Beispiel 14-tägig, monatlich, quartalsweise) und für eine beliebige Periodenanzahl (zum Beispiel für die letzten sechs Monate) einrichtbar.

Die Auswertungen nutzen dabei insbesondere die Vorteile des Farbbildschirms zur konzentrierten und doch aussagefähigen grafischen Darstellung der Ergebnisse.

Die Ausgabe erfolgt dabei in Listenform (oder in Graphik) von

- Kundenumsatz-Statistik nach Artikeln aufgeteilt,

- Artikelumsatz-Statistik nach Kunden aufgeteilt.

Eine besonders wirksame Unterstützung für den Einkäufer ist die sogenannte Artikel-Lieferanten-Nachweis-Datei. Aus dieser Datei können über das Auskunftssystem Fragen beantwortet werden, wie zum Beispiel:

- Welche Lieferanten liefern den Artikel X?

- Wie sind die Konditionen für den Artikel mit der Lieferanten-Teilenummer Y?

- Zeige mir alle Liefermöglichkeiten des Lieferanten mit der Kurzbezeichnung Z!

In allen oben genannten Auskünften zeigt das Auskunftssystem zeilenweise:

- die eigene Artikelnummer,

- Kurzbezeichnung des Lieferanten,

- Teilenummer beim Lieferanten,

- letzten EK-Preis,

- letztes Bestelldatum,

- letzte Bestellmenge;

Wird die Auskunft aus der Bestellerfassung aufgerufen und wird dabei eine Zeile ausgewählt, dann werden die betreffenden Daten bei Rückkehr zur Erfassung automatisch vorbesetzt.

Kostenermittlung ist für jedes Erzeugnis möglich

Bei der Warenannahme wird automatisch diese Auskunft aktualisiert.

Ebenso wie die Bildung der Bestellungen kann auch die Verarbeitung derselben mit mehr oder weniger Komfort abgewickelt werden, wie beispielsweise: Schreiben mehrerer Anfragen an verschiedene frühere Lieferanten für einen Artikel, Generieren von Bestellungen aus den Beschaffungs-Vorschlägen der Bedarfsermittlung, Bestellanmahnungslisten für offene Bestellungen, Warenannahme/Rechnungseingang.

Über die im System gespeicherten Stücklisten und Arbeitspläne ist das System in der Lage, für jedes Erzeugnis und für jeden Baukasten die Entstehungskosten zu ermitteln.

Will man im Rahmen der Kalkulation verschiedene Alternativen durchspielen, dann bietet Madras folgende Möglichkeit: Es können durch eine besondere Exportfunktion alle Materialkosten (durch Stücklistenauflösung) und alle Herstellkosten (durch Arbeitsplanauflösung) zur Übergabe an ein Tabellenkalkulationsprogramm bereitgestellt werden. Mit dem jeweiligen Komfort eines solchen Programms (zum Beispiel 20/20) können im Rahmen des ähnlich wie oben dargestellten Kalkulationsschemas Fragen geklärt werden.

Das Paket unterstützt die Kostenrechnung mit der Möglichkeit der Kostenträgerstückrechnung in der Form einer mitlaufenden Projektkalkulation. Damit kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Kostenentwicklung verfolgt werden.

Bedarfserfassung nach zwei Kriterien

Außerdem unterstützt das Paket den Disponenten bei der Bereitstellung des benötigten Materials und bei der Terminsetzung für das Material mit zwei Bedarfsermittlungs-Verfahren:

Zum einen ist dies eine verbrauchsgesteuerte (stochastische) Bedarfsermittlung (zum Beispiel für Teile, die in relativ großen und gleichen Mengen benötigt werden und relativ geringwertig sind).

Zum anderen ist es eine bedarfsgesteuerte (deterministische) Bedarfsermittlung (zum Beispiel für Teile, die hochwertig und daher nur dann zu beschaffen sind, wenn Bedarf besteht).

Für die deterministische Bedarfsermittlung gibt es zwei verschiedene Programmabläufe mit gleichen beziehungsweise ähnlichen Funktionen:

- Abrufdisposition aufgrund von Produktionsplänen,

- Auftragsdisposition aufgrund von Kunden-/Lageraufträgen.

Die Abrufdisposition dient der Beschaffung von Kaufteilen mit langen Beschaffungszeiten. Der Primärbedarf ist ein Produktionsplan. Der Planungshorizont geht in der Regel über mindestens zwölf Monate. Bei der Auflösung für die Abrufdisposition werden zwar alle Stücklisten aufgelöst, es werden jedoch nur die Kaufteile mit den oben genannten Merkmalen disponiert. Im Gegensatz dazu werden bei der Auftragsdisposition alle Teile disponiert, für die ein Bedarf besteht.

Ein Primärbedarf kann entstehen durch: Aus der Kundenauftragsbestätigung (siehe Madras-KA) werden sogenannte Kundenbedarfssätze erzeugt werden. Zum Beispiel aufgrund der Vorgabe durch die Geschäftsleitung werden Primärbedarfssätze manuell in den Computer eingegeben. Über die stochastische Bedarfsermittlung kann das System für alle Erzeugnisse, Baugruppen und Einzelteile, die aufgrund ihres Verbrauchs neu zu beschaffen sind, Beschaffungsvorschläge als Primärbedarf ermitteln und erzeugen.

Der Listgenerator sorgt für beliebige Sortierung

Die Liste aller Bedarfe ist über den Listgenerator in beliebiger Sortierfolge abrufbar. Standardsortierfolgen sind: laufende Nummer der Entstehung, Dispositionsstufe und Artikel-Nummer und Dispositionsart und Projektnummer und Termin. Über den Dateiverwaltungs-Generator sind die Daten am Bildschirm einsehbar und gegebenenfalls änderbar.

Die Nettobedarfsermittlung berechnet für alle Bruttobedarfe termingerecht die Nettobedarfe, das sind die Mengen, die letztlich unter Berücksichtigung aller bereits laufenden Dispositionen sowie des verfügbaren Lagerbestands noch zu beschaffen sind. Durch Eigenfertigung zu beschaffende Teile werden in ihre Bestandteile aufgelöst, deren Materialbedarf (= Nettomenge des übergeordneten Teils x Strukturmenge aus der Stücklistenposition) einer weiteren Nettobedarfsrechnung zugrundegelegt. Der Vorgang geschieht schrittweise bis zur manuell voreingestellten Dispositionsstufe.

Die Nettobedarfsermittlung kennt von den Ablaufparametern her neben verschiedenen Dispositionsarten auch eine Terminrechnung bis vorgebbarem Planungshorizont in vorgehbarer Genauigkeit (nach Tagen, Wochen, Monaten oder Quartalen), sowie eine exakte Terminrechnung, wenn ein Arbeitskalender gepflegt wird und eine Optimierung (Losgrößenermittlung, Stückperiodenabgleich).

Die ermittelten Bedarfe (Nettomenge und Bereitstellungstermin) sind am Bildschirm einsehbar und manuell änderbar. Solche manuellen Eingriffe können im Wechselspiel mit der dispositionsstufenweisen Nettobedarfsermittlung nach jeder Dispositionsstufe stattfinden.

Nach Ermittlung aller Bedarfe für einen bestimmten Planungszeitraum können zum Abschluß diese zu Anfragen, Bestellungen oder Fertigungsaufträgen generiert und als solche weiterverwaltet werden.

Das Mischen mit Text erleichtert die Funktion

Als Stationen innerhalb einer Fertigungsauftragsabwicklung können folgende Kriterien auftauchen:

- Fertigungsaufträge (materialseitig) werden mit den durch eine vorhergehende Nettobedarfsrechnung ermittelten Bedarfen und Eckterminen generiert.

- Die Arbeitsgänge werden für alle freigegebenen Fertigungsaufträge aus den Standardarbeitsplänen generiert und im Rahmen der Ecktermine (Start/Ende) für einen Fertigungsauftrag terminiert.

- Anstatt Fertigungsaufträge (für standardisierte Fertigung) nach einer oder nach beiden der oben genannten Methoden zu generieren, können diese auch manuell und dennoch komfortabel zusammengestellt werden durch: Kopieren und Modifizieren aus Stammstücklisten, Kopieren und Modifizieren aus Stammsarbeitsplänen, Kopieren einzelner Arbeitsgänge aus einem Arbeitsgang-Katalog und beliebige Einstreuung von Texten (manuell erfaßt oder aus Textkonserven entnommen und gegebenenfalls modifiziert).

Die durch Generierungsfunktionen oder durch einfache manuelle Erfassung entstandenen Aufträge sind mittels geeigneter Papiere an die Produktionsstätten weiterzuleiten. Solche Papiere sind in der Regel: Fehlteileliste für alle freigegebenen Aufträge, Laufkarten, Fertigungsauftrags-Stammblätter (für den Meister und für die Disposition/Überwachung), Materialentnahmescheine für die Lagerentnahme des zum Einsatz kommenden Materials, Lohnscheine pro Arbeitsgang für die Rückmeldung von Zeiten, Mengen (Gut/Ausschuß) und Werkernummer sowie Fertigmeldungen, wenn die Rückmeldung nicht über die rücklaufende Laufkarte erfolgen soll.

Neben dem Mikro auch BDE-Terminals nutzbar

Ein separates Rückmeldesystem verfügt über Schnittstellen, so daß anstelle der Benutzung eines Mikros als Eingabe-Terminal auch ein einfacheres, meist preisgünstigeres BDE-Terminal als Eingabe-Medium zum Einsatz gebracht werden kann. Wäre beispielsweise das BDE-Terminal ein solches, das über Barcode die Identifikationsdaten (Auftragsnummer) lesen wollte, dann konnte wiederum die Ausgabe der rückzumeldenden Material- und Lohnscheine mit Barsode ausgeführt werden.

Als nützliches Hilfsmittel beim Arbeiten mit Madras stellt der Anbieter das Info-System heraus. Standardmäßig werden vom Software-Lieferanten unterschiedliche Masken ausgeliefert, die den Anwender bei seiner Arbeit unterstützen sollen.

Madras ist derzeit in Basic geschrieben; es arbeitet unter dem Betriebssystem DOS. Trotzdem ist Madras weder eine typische Basic-Software noch auf das Betriebssystem das fixiert. Das Programm selbst wurde mit dem Software-Entwicklungs-Werkzeug MCP-Tool entwickelt. Eine mit MCP-Tool entwickelte Software macht diese relativ unabhängig von der verwendeten Programmiersprache und von dem zum Einsatz kommenden Betriebssystem. Zwischen den Madras-Programmen und dem Betriebssystem liegt gewissermaßen als Schale um das Betriebssystem die Software MCP-Shell, die die Call-Aufrufe aus einem Programm in einer beliebigen Sprache (zum Beispiel Basic oder C) in ein neutrales Format umsetzt (PGInface).

Für den Sprung nach das oder Unix wurde gesorgt

Die Schnittstelle aus dem Kernsystem (MCP-Shell) zu dem Betriebssystem ist in OS-Inface realisiert. Hier werden die Aufrufe an das jeweilige Betriebssystem (zum Beispiel das oder Unix) aufgebaut. Ebenso werden hier die Unterschiede in der Verarbeitung im Einplatz-System oder im Netzwerk abgehandelt.

Alle sprach- und systemspezifischen Dinge werden innerhalb MCP-Shell zentral verwaltet. Es sind dies die Teilsysteme Mimas zur Dialogführung am Bildschirm, Milas zur Listenausgabe, Midas zur Datenverwaltung. Mit dem Teilsystem MCP-Util werden diese Definitionen programmextern verwaltet.