Schwarz-Schilling vor dem Postverwaltungsrat:

Post setzt auf Kooperation mit der Industrie

08.04.1983

BONN (CW) - Die Post muß nach den Worten von Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling "Motor der technischen Innovation auf dem Kommunikationssektor sein". Vor dem Postverwaltungsrat betonte der Minister aber, daß es keine Rückkehr zur Entwicklung einer postspezifischen Systemtechnik geben werde.

Es sei nicht die Aufgabe seines Hauses, die Wege im Detail aufzuzeigen, sondern die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu fördern und zu nutzen. Dabei setze man auf eine gute Kooperation mit der Industrie, was allerdings nicht bedeute, daß die Post eine Art Entwicklungshilfe-Ministerium für die deutsche Industrie sei.

Den Vorwurf, die Bundespost orientiere sich bei ihrer Beschaffung ausschließlich am inländischen Angebot, wies Schwarz-Schilling zurück. Es gebe Lieferverträge mit ausländischen Herstellern und das solle auch so bleiben. Er unterstütze nachträglich alle Bestrebungen, die zu einer schrittweisen und auch gegenseitigen Marktöffnung führen, um der deutschen Industrie stärkere Absatzmöglichkeiten zu eröffnen.

Auf der Sitzung des Postverwaltungsrates nahm der Minister auch zum Thema Breitbandverkabelung Stellung. Die Rentabilität dieser Breitbandverteilnetze hänge von der Attraktivität dessen ab, was über sie transportiert werde. Die Ministerpräsidenten hätten in einem ersten Schritt entschieden, daß alles, was in der Luft sei, eingespeist werden könne. Geprüft werde derzeit noch, ob die Post Programme mit Richtfunk oder Satelliten zuführen könne.

Die Glasfasertechnik - so Schwarz-Schilling - kann im Ortsnetz serienmäßig frühestens in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre eingesetzt werden. Im Fernnetz werde die Post zwischen 1985 und 1995 durchschnittlich 100 000 Glasfaserkilometer pro Jahr verlegen. Bei der Beschaffung sei man vom Ausland unabhängig.

Die Haltung der Post, einen gleitenden Übergang von der Kupferkoaxialtechnik auf die Glasfasertechnik zu praktizieren, werde auch durch die Entwicklung in anderen Ländern bestätigt. Der Postminister verwies darauf, daß heute in keinem Land der Welt serienmäßig Glasfaser im Ortsnetz verlegt würden. Es gebe wie in der Bundesrepublik lediglich Pilotprojekte, nirgendwo warte man untätig auf die neue Technologie.

Schließlich stellte Schwarz-Schilling dem Postverwaltungsrat die Grundzüge der beiden Kooperationsmodelle für die Errichtung von Breitbandverteilnetzen vor. Im ersten Modell ist geplant, daß die Post einen sogenannten höherwertigen Übergabepunkt zur Verfügung stellt, über den die Fernseh- und Hörfunkprogramme in die von Privaten zu errichtenden Teile des Kabelverteilnetzes eingespeist werden. Nach dem zweiten Modell, das hauptsächlich für die großflächige Verkabelung gedacht ist, können Betriebsgesellschaften gegründet werden. Diese planen, errichten und finanzieren die Netze. Der Betrieb obliegt der Post.

Der Postminister unterstrich, daß die Planungshoheit und die Netzträgerschaft der Post gewahrt bleibe, da die Netze und Netzteile nach angemessener Nutzungszeit gegen Entschädigung in den Besitz der Bundespost übergehen. Weitere Entscheidungen sollen auf einer Sondersitzung des Postverwaltungsrates getroffen werden.