Rosenkrieg um Vivo

Portugal Telecom wirft Telefonica Erpressung vor

27.05.2010
Der Streit zwischen Portugal Telecom und dem spanischen Telefónica-Konzern um die gemeinsame brasilianische Mobilfunktochter Vivo spitzt sich immer mehr zu.

Portugal Telecom wirft den Spaniern Erpressung vor. In einem Interview mit der "Financial Times" forderte Zeinal Bava, Chef des portugiesischen Telekomkonzerns, Telefonica-Finanzchef Santiago Fernández Valbuena dazu auf, seinen Sitz im Verwaltungsrat von Portugal Telecom abzugeben. Hintergrund der Vorwürfe ist der wachsende Druck, den Telefonica auf Portugal Telecom ausübt, damit die Portugiesen ihren Anteil an dem brasilianischen Mobilfunkunternehmen Vivo an die Spanier verkaufen.

Gegenüber der "Financial Times" hatte Valbuena damit gedroht, Telefonica könnte Portugal Telecoms Zugang zu den Dividenden von Vivo blockieren. Weiter hatte Valbuena gesagt, Telefonica halte sich die Option offen, ein feindliches Übernahmeangebot für Portugal Telecom abzugeben. "Dieser Versuch der Erpressung über die Vivo-Dividenden ist inakzeptabel und schüchtert uns nicht ein", sagte Bava.

Valbuena solle aus dem Portugal-Telecom-Verwaltungsrat zurücktreten, weil er seine Treuepflicht gegenüber dem portugiesischen Unternehmen verletzt habe. Der Telefónica-Finanzchef befinde sich eindeutig in einem Interessenkonflikt. Diesen Monat lehnte der Verwaltungsrat von Portugal Telecom die 5,7 Milliarden Euro schwere Offerte Telefonicas für den Vivo-Anteil einstimmig ab.

Valbuena ist zu einer Präsentationstour in Europa und den USA aufgebrochen. Ziel der Reise ist es, Portugal-Telecom-Aktionäre davon zu überzeugen, Telefonicas Angebot für den Vivo-Anteil zu unterstützen. Valbuena betonte, Telefonica werde das Angebot nicht aufstocken. Der spanische Konzern halte sich aber ein feindliches Übernahmeangebot für Portugal Telecom offen: "Wir haben niemals gesagt, wir werden niemals feindlich." Telefonica ist mit zehn Prozent größter Aktionär von Portugal Telecom. Valbuena sagte, die beiden Unternehmen seien in Brasilien in einer "unglücklichen Ehe" gefangen. Telefonica will sein Lateinamerikageschäft neu ordnen und strebt dafür die Kontrolle über Brasiliens größten Mobilfunkbetreiber Vivo an. (dpa/ajf)