Gast-Kommentar

Phasenwechsel im Datenbankmarkt

02.01.1998

Die rein objektorientierten Datenbanksysteme, noch vor kurzer Zeit gepriesen, sind im Markt kaum noch wahrnehmbar. Mit den traditionellen, relationalen Datenbanksystemen geht es ebenfalls zu Ende. Wie sonst sollte man es interpretieren, daß nach den Problemen von Informix, dem zweitgrößten Hersteller relationaler Datenbank-Management-Systeme (RDBMS), die Aktien des Marktführers Oracle am 9. Dezember 1997 gleich auch um 29 Prozent gefallen sind?

Nach zwanzig guten Jahren für die RDBMS-Anbieter ist jetzt das Zeitalter des Electronic Commerce angebrochen, der die Fesseln des relationalen Datenschemas sprengen wird. Neben den Geschäftsdaten, die sich in die Zeilen und Spalten der relationalen Tabellen pressen ließen, müssen künftig Informationstypen wie Sprache, Bilder und Videos unterstützt werden. Die Browser verlangen nach Bildern und Dynamik und geben sich nicht mit traditionellen Masken zufrieden. Die RDBMS-Hersteller haben das vorhergesehen und nach Auswegen gesucht. Mit der objektrelationalen Technologie, den Data-Blades, Extenders und Cartridges, wollen sie die Beschränkungen der relationalen Systeme durchbrechen. Die Anwender haben darauf aber zurückhaltend reagiert.

In Zukunft dürfte es wieder mehr proprietäre DB-Oberflächen geben. Weiterhin führt die Revitalisierung der Großrechner zur Dezimierung der dezentralen Server und Datenbanken. Flexibilität für die Informationstypen und die DB-Unterstützung für große Systeme zum Online Transaction Processing (OLTP) stehen jetzt im Vordergrund. Die E-Commerce-Anwender können ja via Internet kostengünstig auf jeden Rechner zugreifen. Warum dann die Daten auf Legionen von kleinen Servern verteilen?