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Otto-Versand hält an Internet-Strategie fest

07.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele E-Commerce-Anbieter haben derzeit mit massiven Problemen zu kämpfen oder stehen sogar kurz vor der Pleite. Der Hamburger Versandhaus-Riese Otto kann dagegen Erfolge vorweisen und setzt weiter auf den Ausbau seines Online-Geschäfts. Firmenchef Michael Otto ist nach wie vor davon überzeugt, dass das Internet für die Zukunft seines Geschäfts von großer Bedeutung sein wird. "In zehn Jahren wird der Online-Handel einen Anteil von zehn Prozent am gesamten Einzelhandel erreichen", sagte er gestern bei der Bilanzvorlage in Hamburg. Sein Unternehmen wolle bis dahin sogar 20 Prozent seines Umsatzes im Netz machen. Otto hält damit an seinen Prognosen zum elektronischen Versandhandel fest, die er bereits vor zwei Jahren abgegeben hat.

Die Zahlen scheinen ihm Recht zu geben: Eigenen Angaben zufolge hat der Hamburger Konzern im reinen Endverbrauchergeschäft im vergangenen Geschäftsjahr weltweit Waren im Wert von 2,1 Milliarden Mark über das Internet verkauft - und damit doppelt so viel wie im Vorjahr. Allein in Deutschland lag der Online-Umsatz bei 1,1 Milliarden Mark. Diese Dynamik setzt sich laut Otto auch im laufenden Geschäftsjahr fort: In den sechs Monaten seit Ende des Geschäftsjahres 2000/2001 im Februar sei der Online-Umsatz erneut um mehr als 50 Prozent gestiegen, betonte der Firmenchef.

Damit liegt der Konzern hinter dem amerikanischen Online-Händler Amazon auf Platz zwei im weltweiten Internet-Handel. Im Gegensatz zu Amazon wirft aber das Internet-Geschäft bei Otto in weiten Bereichen bereits Gewinne ab. "Unsere etablierten Unternehmen wie der Otto Versand, Heine oder Sport-Scheck schreiben mit ihren Internet-Aktivitäten schwarze Zahlen", sagte Otto. Dies sei insbesondere darauf zurückzuführen, dass für den Aufbau einer Logistikstruktur und für das Marketing keine zusätzlichen Investitionen notwendig seien. Anders sehe dies allerdings bei Neugründungen, Beteiligungen und Joint-Ventures aus: Dort sei mit "Anlaufverlusten über vier oder fünf Jahre zu rechnen", sagte Otto.

Der mit einem Umsatz von 23,5 Milliarden Euro weltweit größte Versandhändler hat eigenen Angaben zufolge in den letzten fünf Jahren insgesamt bereits 500 Millionen Euro in den Aufbau des E-Commerce gesteckt - 180 Millionen davon allein im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Investitionen in diesem Bereich würden zwar in den kommenden Jahren abnehmen, aber weiterhin im zweistelligen Millionenbereich liegen, erklärte der Firmenchef.