Fertigung und Montage künftig durch Drittfirmen; in Europa auch Berlin als Standfort im Gespräch:

Osborne stellt PC-Produktion in USA ein

17.02.1984

MÜNCHEN (CW)-Jüngsten Meldungen zufolge wird die Osborne Computer Corp. die Montage ihrer tragbaren Personal Computer aufgaben. Nach Fertigstellung der in den USA noch in der Produktion befindlichen Einheiten sollen künftig Drittfirmen nach Plänen und Lizenzen von Osborne fertigen. Als Übergangszeitraum werden drei bis vier Monate genannt.

Einer der Hauptproduktionsstandorte könnte laut VWD Hongkong sein. Jedoch beabsichtigt das amerikanische Unternehmen, das derzeit unter dem Schutz von Kapitel elf des amerikanischen Konkursrechtes steht, auch in Europa produzieren zu lassen. Zur Diskussion stehen Schottland und Deutschland Berlin.

Die Berliner Firma Gerb Gesellschaft für Isolierung mbH & Co. KG, die derzeit in Verhandlungen mit der deutschen Osborne steht, lehnte jeden Kommentar ab ("Sachen, die in der Schwebe sind, werden nicht diskutiert").

Nach den Worten von Sepp Hatzl, Geschäftsführer von Osborne Deutschland, biete sich Berlin nicht nur der finanziellen Vorteile, sondern der hier vorhandenen hochqualifizierten Techniker wegen an. Allerdings sei dieser Standfort nur als Möglichkeit zu sehen. Hatzl: "In Berlin soll lediglich ein Gerät entstehen, die Mutter aber hat mehrere, die außer Landes gefertigt werden können. Wenn zwei interessante Geräte in Schottland gefertigt werden, dann werde ich kein Uninteressantes in Berlin produzieren. Ich halte nicht viel davon, zwei sich in Europa konkurrierende Fertigungen aufzubauen".

Im Fall Berlin wird allerdings auch über eine Kapitalbteiligung der US-Mutter und der deutschen Osborne gesprochen. Dies würde eine Ausnahme von der neuen Firmenphilosophie bedeuten, auf eine eigene Montage zu verzichten.

Osborne-Händler geben derzeit eine ausgeglichene Nachfrage nach Osborne an. Das Absatztal nach dem Bekanntwerden der Schwierigkeiten des Portable-Pioniers sei, so erklärt man vorsichtig, überwunde. Hatzl beziffert die im vergangenen Jahr von seiner Firma in Deutschland verkaufen Einheiten au 3500. Den Europa-Absatz gibt er mit 10000 bis 12000 Stück an. Diese Zahl aber wird von Branchenexperten als zu hoch bezweifelt.

Keine Angaben wollte Hatzl zu der Reorganistion der Muttergesellschaft machen. Nach aktuellen Zahlen befragt, antwortete er: "Da müssen sie schon genauer fragen. Wenn man wissen will, ob die Berge hoch sind - und sie sind hoch - , dann sind sie eben hoch".