MUENCHEN (CW) - Zugleich mit der Bekanntgabe der Ergebnisse fuer das vierte Quartal 1993 verkuendete Tandem-Chef James Treybig am Donnerstag im kalifornischen Cupertino, dass die Restrukturierungsplaene des Unternehmens besser als erwartet umgesetzt werden konnten.
Was sich auf den ersten Blick wie eine Erfolgsmeldung ausnimmt, bedeutet im Klartext, dass Tandem statt der 700 Arbeitnehmer, von denen man sich bis Ende September trennen wollte, nun bereits ueber 1000 entlassen hat. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Anbieter von fehlertoleranten und OLTP-Systemen die Belegschaft von 11 167 auf 10 784 Mitarbeiter reduziert. Hinzu kommt, dass heuer in den USA die Gehaelter um fuenf Prozent gekuerzt wurden. Treybig schloss weitere Sparmassnahmen nicht aus; im Sommer dieses Jahres war zu erfahren, dass insgesamt 1800 Stellen abgebaut werden sollen.
Fuer das gerade abgeschlossene vierte Quartal konnte Treybig - nach den vorangegangenen verlustreichen Dreimonatsbilanzen - schwarze Zahlen vorweisen. Bei einem Umsatz von knapp 554 Millionen Dollar (Vergleichsquartal 1992: 576 Millionen Dollar) erzielte Tandem einen leichten Gewinn in Hoehe von 3,2 Millionen Dollar. Im vierten Quartal 1992 lag der Gewinn noch bei ueber 27 Millionen Dollar. Wall Street quittierte den schwachen Abschluss mit einem Kursrueckgang der Aktie um 1,125 auf nun 11,75 Dollar. Das Gesamtergebnis fuer 1993 weist, bei einem Umsatz von gut zwei Milliarden, einen Verlust von 517,7 Millionen Dollar aus. Ein Jahr zuvor belief sich der Verlust bei fast identischem Umsatz auf "nur" 41 Millionen.
Firmenchef Treybig gibt vor allem den europaeischen Maerkten die Schuld am schwachen Abschneiden seiner Firma, waehrend in den USA die neuen Himalaya-Server guten Anklang bei den Kunden gefunden haetten. Fuer das Europa-Geschaeft von Tandem war bis vor kurzem der neue SNI-Vertriebsvorstand Felix Hoogstraten verantwortlich.
Treybig setzt fuer die Zukunft auf die beiden neuen Manager Kurt Friedrich, der ueber Digital Equipment und Hewlett-Packard zu Tandem kam und dort fuer die System Development Group verantwortlich ist, sowie auf den neuen Chef der Tandem-Tochter Ungermann-Bass, Roel Pieper, der ebenfalls als Senior Vice- President im Tandem-Board sitzt.
Neue Manager sollen fuer Profit sorgen
Der Ex-USL-Mann Pieper hatte in der Vergangenheit die seiner Meinung nach ungenuegende Ausrichtung von Tandem auf Client-Server- Architekturen bemaengelt. Fuer das Jahr 1994 steckt Treybig, nach Durchlaufen des traditionell schwachen ersten Quartals, das Ziel auf wieder signifikante Gewinne.
In der deutschen Tandem-Niederlassung wurden ebenfalls die ersten Arbeitnehmer nach Hause geschickt, von einem weiteren Personalabbau ist bislang nichts bekannt. Im Gegensatz zu den amerikanischen Kollegen, die Gehaltseinbussen hinnehmen mussten, bleiben die europaeischen Tandem-Angestellten davon verschont, muessen die entsprechenden Einsparungen aber bei anderen Posten vornehmen.