Keine Akzeptanz bei Anwendern

Olap-Produkte leiden unter mangelnder Benutzerfreundlichkeit

02.01.1998

MÜNCHEN (IDG) - Benutzerfreundlichkeit scheint ein Fremdwort für viele Olap-Systeme zu sein (Olap = Online Analytical Processing). Die infolgedessen fehlende Akzeptanz durch die Anwender kann unter Umständen den Erfolg eines kompletten Data-Warehouse-Projekts gefährden.

Erst kürzlich faßte Data-Warehouse-Spezialistin Theresa Wingfield vom Marktforschungsunternehmen Giga Group Inc. in Cambridge, Massachusetts, ihre einschlägigen Erfahrungen zusammen. Mit den Auswertungswerkzeugen müßten in der Regel Geschäftsleute arbeiten, doch den Systemen fehle es an adäquater intuitiver Benutzerführung.

Bill Manteiga, Data-Warehouse-Director bei der Commercial Union Insurance Co., Boston, berichtete von Akzeptanzschwierigkeiten. Sein System basiert auf Produkten der Microstrategy Inc. aus Vienna, Virginia. Rund 30 Prozent der 120 Anwender bevorzugten noch immer das alte Mainframe-basierte Informationssystem, das zwar über weniger Funktionen verfüge, aber einfacher zu handhaben sei. "Microstrategys Stärke liegt auf der Server-Seite", so Manteiga, "die Schwächen befinden sich auf der Benutzerseite."

Microstrategy erwartet für das Geschäftsjahr 1997 einen Umsatz von 50 Millionen Dollar. Damit würde das in privaten Händen liegende Unternehmen, das für 1998 seinen Börsengang plant, um 100 Prozent wachsen. Die aktuelle Ausführung des Hauptprodukts "DSS Agent" kam im Herbst des vergangenen Jahres auf den Markt. In der Version 6.0 , die für dieses Jahr geplant ist, will der Hersteller mehr Rücksicht auf die End-User-Belange nehmen. So soll das Release über mehr Reporting-Features wie Ereignismeldungen verfügen und in einer Art Zeitung Übersicht über bestehende Berichte und Abfragen bieten.

Aber auch Wettbewerber von Microstrategy üben sich in Benutzerunterstützung. Die White Light Systems Inc. aus dem kalifornischen Palo Alto kündigt Wizards an, die den Anwender durchgängig in der Erstellung von Abfragen und Reports anleiten. Die Hyperion Corp. verknüpft ihre Olap-Tools mit Geschäftsanwendungen, während die Comshare Inc. aus Ann Arbor, Michigan, Informationen über Ereignisse und Analyse-Features grafisch aufbereiten will.

Olap-Definition

F FAST = Die durchschnittliche Antwortzeit der Anfragen an das OLAP-System soll innerhalb von fünf Sekunden liegen. Die einfachsten Anfragen dürfen weniger als eine Sekunde, die komplexeren Anfragen dürfen bis zu 20 Sekunden dauern.

A ANALYSIS = Das Olap-System muß die notwendige analytische und statistische Funktionalität liefern. Die Minimalanforderung ist dabei, daß der Benutzer ohne größeren Programmieraufwand in der Lage sein soll, neue Ad-hoc-Abfragen und -Kalkulationen vorzunehmen.

S SHARED = Das System muß die Daten in einem Mehrbenutzerbetrieb zur Verfügung stellen und Vertei- lungskonzepte unterstützen. Ein Olap-System soll auch sämtlichen Sicherheitsfunktionen etwa Transaktio- nen, ACID-Prinzip, Backup, Restore bieten, wie es bei den relationalen Datenbank-Management-Systemen der Fall ist. Schutzmechanismen sind auf allen Zellebenen notwendig. Geeignete Sperrkonzepte sollen einen konkurrierenden Zugriff ermöglichen.

M MULTIDIMENSIONAL = Multidimensionalität ist die Essenz eines Olap-Systems. Olap-Systeme müssen eine multidimensionale Ansicht unterstützen, inklusive von mehrfachen Dimensionen und Hierarchien.

I INFORMATION = Das Ziel der Olap-Analyse ist Informationsgewinn. Erst wenn die Daten richtig analy- siert sind und im richtigen Zusammenhang stehen, werden aus Daten brauchbare Informationen.

Fast Analysis of Shared Multidimensional Information (FASMI) ist nach Einschätzung der Autoren der Forwiss-Studie "Der Olap-Markt. Architekturen, Produkte, Trends" (www.forwiss.tu.muenchen.de) eine brauchbare Definition des Online Analytical Processing (Olap). Sie stammt von Nigel Pendse und Richard Creeth.