TOKIO (vwd) - Das Rennen am heißumkämpften Telefonmarkt in Japan wird nach Aussagen von
Industriebeobachtern in der nächsten Zelt Opfer fordern. Es sei damit zu rechnen, daß sich die Anbieterzahl
erheblich verringern wird und nur noch einige Großunternehmen eine Überlebenschance haben.
Schneller als erwartet konnte Nippon Telegraph & Telephone Corp. (NTT) nach der Privatisierung
am 1. April die Konkurrenz in die Schranken verweisen. Beim Telefonverkauf, der nach Schätzungen in
Japan mehr als 100 Milliarden Yen jährlich einbringen dürfte, dominiert NTT mit einem Marktanteil von
annähernd 50 Prozent.
Das Unternehmen wird rund 1,66 Billionen Yen für die Erweiterung der Faksimile-
Telekommunikation auf 240 Städte und des Videotex-Service auf 14 Städte investieren. In seiner dem Post-
und Telekommunikationsministerium zur Genehmigung vorgelegten Planung für das Geschäftsjahr, das am
31. März 1986 endet, geht NTT von einem mäßigen Gewinn vor Steuern und außerordentlichen Posten von
202 Milliarden Yen aus. Die Einnahmen werden auf 5,064 Billionen Yen und die Aufwendungen auf 4,862
Billionen Yen veranschlagt.
Für den Gewinn nach Steuern werden knapp unter 100 Milliarden Yen erwartet.
Wie NTT weiter ausführte, sei man bei der Berechnung der Einnahmen unter anderem von 4,251
Billionen Yen Telefon- und 401 Milliarden Yen Leitungsgebühren ausgegangen. Bei den Aufwendungen
habe man die allgemeinen Betriebskosten auf 2,910 Billionen Yen und die Abschreibungen auf 1,415
Billionen Yen veranschlagt.
Schlechter sieht es für die Konkurrenz aus: Innerhalb eines Jahres wird die Hälfte der
inländischen Anbieter vom Markt verschwunden sein, sagen Branchenkenner voraus. Dem harten
Preiswettbewerb könnten nur wenige standhalten. Trotzdem sind die großen Anbieter optimistisch. So
startet NEC Corp. eine Verkaufsoffensive mit dem Ziel, den Absatz auf monatlich rund 50 000 Einheiten zu
steigern. Das würde einem Marktanteil von zwölf Prozent entsprechen. Fujitsu Ltd. ist ebenfalls mit großem
Engagement eingestiegen, ebenso Matsushita Communication Industrial Co.
Neben dem Direktvertrieb durch die Hersteller bekommt der Verkauf in Warenhäusern,
Einzelhandelsketten, Möbelgeschäften und sogar in Tankstellen immer mehr Gewicht. Als Käufer werden
vor allem Jugendliche angesprochen, die auch als potentielle Abnehmer von Kleincomputern gesehen
werden. Die großen Elektronikkonzerne werden sich denn auch kaum aus diesem Markt zurückziehen: Der
Trend geht eindeutig in die Richtung, daß man sich durch die Präsenz am Telefonmarkt eine starke
Ausgangsposition sichern will, um über das Telefon den Einstieg in die Elektronisierung der
Privathaushalte zu schaffen.