Neues bei BESSY:

"Non Stop-BDE" mit Tandem-Computern

07.10.1977

MÜNCHEN - Betriebsdatenerfassung ist das Bindeglied zwischen zentraler EDV und Betrieb. Mit der Erfassung allein ist es jedoch nicht getan: Eingaben müssen geprüft, Dateien aktualisiert, aktuelle Auskünfte abgerufen sowie Soll und Ist laufend verglichen werden. Da zudem Produktions-Planungssysteme auf Groß-Anlagen nur periodisch gefahren werden und zwischen zwei Läufen immer wieder Veränderungen auftreten, müssen die Planvorgaben ständig korrigiert werden, um echt planen zu können.

Die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH hat durch eigene Entwicklung und Fertigung ein umfangreiches BDE-Know-how erworben, das im Geschäftsbereich Kybernetik konsequent auch für Systeme des zivilen Marktes eingesetzt wird.

Ein spezieller Schwerpunkt liegt im Bereich Datenprozeßtechnik, der auch das MBB-eigene Betriebsdatenerfassungssystem BESSY vermarktet. Marketing-Leiter Dr. Gerhard Melchior sieht die Betriebsdatenerfassung als breites Spektrum - angefangen bei der reinen Erfassung der Daten, die sowohl manuell als auch direkt eingegeben werden können - bis hin zu Abfragen, Maschinenkontakten, Auslösung von Stückzählern und Meßinstrumenten sowie Verwaltung von Datensystemen, kurzfristige Disposition und zuletzt die Ausgabe der aktuellen Arbeitsunterlagen. Soll ein Betriebsdatensystem funktionieren, so ist laufender Zugriff auf Dateien sowie die rasche Versorgung der Terminals erforderlich. Dr. Melchior: "Da die kommerzielle EDV im allgemeinen nicht auf diese Aufgaben ausgerichtet ist, müssen für BDE-Aufgaben dedizierte Systeme angeboten werden, also industrielle EDV für industrielle Aufgaben."

Seiner Meinung nach sollen diese Systeme nicht isoliert stehen, sondern in Verbindung mit den Produktionplanungssystemen der Groß-EDV, und zwar über eine Offline-Verbindung (Magnetband) oder durch eine Online-Kopplung der Betriebsdatenzentrale mit dem Großrechner.

Tandem-Computer mit Besonderheiten

Bei der Auswahl des Bessy-Produktspektrums wurde - so Melchior - "großen Wert auf die Besonderheiten des Benutzerkreises geIegt und versucht, die Geräte entsprechend anzupassen". Vor allem schnelle Verfügbarkeit und hohe Sicherheit stehen dabei im Vordergrund. Für komplexe Anwendungen will MBB künftig neben DEC-Rechnern auch Tandem-Systeme einsetzen, die eine ganze Reihe von Besonderheiten aufweisen: Ein Tandem-Computer kann bis zu 16 Zentraleinheiten umfassen, so daß den einzelnen Prozessoren unterschiedliche Aufgaben zugewiesen werden können. Die Anlage ist transaktions-orientiert, also speziell auf Terminal-Echtzeit-Betrieb ausgelegt, sie kann am jeweiligen Einsatzort ohne Abschalten gewartet werden, da hierbei nur einzelne Komponenten stillgelegt werden und der normale Betrieb aufrechterhalten bleibt. Das Tandem-System ist zudem sehr flexibel konfigurierbar, sollte aber nach Meinung von Dr. Melchior konsequent "doppelt" ausgelegt werden, also auch die Steuereinheiten und die Peripherie.

"Non-Stop-Betrieb" in Cobol

Ausschlaggebend für den Einsatz innerhalb von BESSY war jedoch "eine Besonderheit im Betriebssystem, die kein anderer Prozeßrechner aufweist": Softwaremäßiger "Non-Stop-Betrieb; gewährleistet, daß nicht ein Programm ein anderes vernichten kann. Dazu Melchior: "Bei den bisher bekannten Doppelrechnern mußten anwendungsspezifische Betriebssystem-Modifikationen durchgeführt werden, die meist mit sehr großem Aufwand verbunden waren. Beim Tandem-Rechner kann der Anwender durch die sogenannte Non-Stop-Eigenschaft in einer höheren Programmiersprache - etwa Cobol - arbeiten, wenn er zuvor die Sicherung der Daten im redundanten Rechner vorgenommen hat."

Weitere Einsatzmöglichkeiten sieht MBB auch bei Personaldatensystemen mit Zeiterfassungsaufgaben sowie Zutrittskontrollen.