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Betriebsrat kritisiert das Management

Nokia: Keine Jobs für Bochumer in Rumänien

25.01.2008
Der Fall Nokia entwickelt sich ähnlich wie der Untergang von BenQ Mobile: Die Hoffnungen der Belegschaft werden täglich weiter genährt. Ob sich an der Entscheidung des Managements etwas ändert, darf indes bezweifelt werden.

Die Produktionskosten im Bochumer Nokia-Werk sind nach Darstellung des Betriebsrats geringer, als von der Chefetage des Konzerns behauptet. Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo verschweige, dass neben der Produktion mit 1.400 Beschäftigten rund 900 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, im Servicecenter und dem Research-Center die Personalkosten in die Höhe treiben würden. Kallasvuo vergleiche Äpfel mit Birnen, teilte Betriebsratschefin Gisela Achenbach am Freitag in Bochum mit. Würde er Produktion gegen Produktion antreten lassen, würde zwischen dem finnischen Stammwerk Salo und Bochum kein Unterschied bestehen.

Unterdessen wies Nokia einen Bericht zurück, wonach der Konzern Beschäftigten des Bochumer Werks Stellen in Rumänien anbieten wolle. "Dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage", sagte Nokia-Sprecherin Kristina Bohlmann in Düsseldorf. Es wäre auch zynisch, so etwas anzubieten, ergänzte sie. "Was stimmt ist, dass wir ein globales Stellensystem haben. Da kann sich jeder bewerben." In der Regel würden sich Mitarbeiter dort für Stellen im eigenen Land bewerben.

Über das weitere Vorgehen will der Betriebsrat am Sonntag in einer Betriebsversammlung im Bochumer Ruhrcongress beraten. Über Sozialpläne wolle der Betriebsrat mit dem Management noch nicht reden. Noch gehe es darum, die komplette Schließung zu verhindern.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will prüfen lassen, ob für die umstrittene Werksverlegung nach Rumänien EU-Gelder geflossen sind. "Die EU-Kommission hat ausdrücklich erklärt, dass Nokia für das Werk in Rumänien keine Förderung aus den EU-Strukturfonds erhalten hat. Unklar ist allerdings noch, inwiefern das Unternehmen indirekt von Vor-Beitritts-Hilfen für Rumänien profitiert hat", sagte Glos dem "Münchner Merkur" (Freitag). "Wir haben die zuständige EU-Kommissarin Hübner hierzu schriftlich um rasche Aufklärung gebeten", bestätigte der Minister der Zeitung.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung lässt derzeit prüfen, ob Nokia Beschäftigungszusagen für Bochum nicht eingehalten hat. Die NRW.Bank geht im Auftrag der Landesregierung der Frage nach, ob von Nokia Subventionen in Höhe von rund 41 Millionen Euro zurückgefordert werden können. Hierzu müsste Nokia gegen Auflagen verstoßen haben, die mit Förderungen der Jahre 1998 und 1999 verbunden waren. Das Ergebnis lag am Freitag noch nicht vor, wird aber in den nächsten Tagen erwartet. (dpa/ajf)