Übernahmekandidat klagt gegen GEC wegen gemeinsamer Tochter GPT:

Neue Schachzüge im Ringen um Plessey

20.01.1989

MÜNCHEN/LONDON (cmd) - Die geplante Übernahme der Plessey Plc., Ilford, durch Siemens und GEC sorgt beinahe täglich für neue Schlagzeilen: Während jetzt die britische Kartellbehörde die Offerte überprüft, verklagt Plessey nun GEC, daß diese den Vertrag über die von Plessey und GEC gemeinsam betriebene Telekommunikationstochter GPT verletzt habe.

Ein Sprecher der Münchener Siemens AG zeigte sich ungeachtet dieser neuen Situation zuversichtlich, daß man zusammen mit GEC die Übernahme von Plessey bewerkstelligen könne. Im übrigen habe man "eigentlich schon viel früher damit gerechnet, daß Plessey diese Karte" spiele. Es sei richtig, daß Plessey und GEC sich bei der Gründung der gemeinsamen Telecom-Tochtergesellschaft GPT ein gegenseitiges Vorkaufsrecht eingeräumt hätten. Nun müsse juristisch gewertet werden, ob dieses Vorkaufsrecht auch dann noch greife, wenn Plessey neue Anteilseigner habe. Siemens zeigte sich, so der Sprecher weiter, erstaunt darüber, daß Plessey ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt die Klage eingereicht und nicht mit einer einstweiligen Verfügung verhindert habe, daß GEC und Siemens vor einigen Tagen weitere Plessey-Aktien erwerben konnten.

Noch bevor nämlich die Übernahmeofferte vom britischen Industrieminister Lord Young zur wettbewerbsrechtlichen Prüfung an die Monopolies and Mergers Commission (MMC) überwiesen worden war, hatten Siemens und GEC für umgerechnet rund 700 Millionen Mark 14,4 Prozent des stimmberechtigten Plessey-Aktienkapitals gesichert, um die Ernsthaftigkeit ihrer Absicht unter Beweis zu stellen. Damit verfügen beide Partner nun über knapp 15 Prozent und haben die zulässige Höchstgrenze ausgeschöpft. Bis zur Entscheidung der MMC dürfen sie nämlich nicht mehr als 15 Prozent der Plessey-Aktien erwerben.