Cisco Systems GmbH

Netzwerkspezialist erobert neue Märkte

24.09.2004
Von Christoph Lange
In den meisten Netzwerken haben Systeme von Cisco ihren festen Platz. Die mit Routern groß gewordene Firma ist mittlerweile auch in anderen Bereichen Marktführer.

Ohne Cisco geht nichts. Würden auf einen Schlag alle Cisco-Router, Cisco-Switches oder Cisco-Firewalls ausgeschaltet, bräche die weltweite Kommunikation zusammen. Die Selbstdarstellung von Cisco als "Weltweit führender Anbieter von Networking-Lösungen für das Internet" ist deshalb durchaus zutreffend.

Gegründet wurde das Unternehmen, das dieses Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen feiert, 1984 von Computerspezialisten der Stanford University in Kalifornien. Für den Firmennamen griffen sie auf das nahe gelegene San Francisco zurück, das Logo symbolisiert die Golden Gate Bridge. Als erstes Produkt vermarktete Cisco einen Router, der die Kommunikation zwischen räumlich weit voneinander entfernten Computersystemen ermöglichte. Diese Technologie bildete die Basis für das Internet und legte den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens.

Die Sache mit den Übernahmen

Ein zweiter wichtiger Schritt war die Übernahme des LAN-Switching-Startups Crescendo im Jahr 1993, der erste Zukauf der Firmengeschichte. Damit verschaffte Cisco sich das technologische Know-how für die Catalyst-Familie, zu der auch das erfolgreichste LAN-Switching-Modell aller Zeiten zählt, der Catalyst 6500.

Damit ist die Erfolgsstory aber noch nicht zu Ende. Im Laufe der Jahre hat der Netzwerker das Produktportfolio stark ausgebaut. Die Firmenphilosophie gibt dabei als Ziel vor, in allen Kernbereichen sowohl hinsichtlich der Technologie als auch der Marktanteile die Nummer eins oder wenigstens die Nummer Zwei zu werden. Heute erwirtschaftet das Unternehmen mit rund 35000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 22 Milliarden Dollar und zählt damit zu den Schwergewichten der IT-Industrie. Um den bisherigen Erfolg langfristig zu sichern, muss Cisco sich zusätzliche Geschäftsfelder erschließen. Deshalb hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren massiv in neue Technologiebereiche investiert. Hierzu zählen Switching-Systeme für Carrier, Voice-over-IP-Lösungen, Wireless LAN, Security und Storage Area Networks (SAN).

Dotcom-Krise? Welche?

Die Dotcom-Krise hat Cisco vergleichsweise gut überstanden. Andere Netzwerkausrüster wie Nortel Networks oder Lucent mussten weit mehr Federn lassen. Durch die mit rund 20 Milliarden Dollar gut gefüllte "Kriegskasse" können die Kalifornier wie schon in der Vergangenheit Firmenübernahmen als wichtiges strategisches Mittel einsetzen, um das Produktangebot auszubauen und die technologische Führung zu behaupten.

Kritiker werfen Cisco vor, neue Technologien häufig nicht selbst zu entwickeln, sondern durch Übernahmen zuzukaufen. Dies trifft sicher in einigen Fällen zu. Allerdings ist die Leistung von Cisco, neue Technologien zur Marktreife zu führen und weltweit zu etablieren, nicht gering zu schätzen. Zudem stellt Cisco viele Ressourcen für die Entwicklung neuer Technologien bereit. Voice-over-IP oder der neue Terabit-Router sind gute Beispiele. In den vergangenen Jahren hat Cisco das Switching- und Routing-Portfolio auf den Carrier-Bereich ausgedehnt. Bei Metro-Ethernet-Switching ist das Unternehmen mit 10-Gigabit-Ethernet-Produkten ebenfalls vorne dabei. Nach wie vor unangefochtener Marktführer ist Cisco bei Access-Routern. Die Marktanteile liegen hier bei über 90 Prozent. Bei den Core-IP-Routern ist die Vormachtstellung nicht ganz so

erdrückend, fällt aber mit mehr als 50 Prozent auch in diesem Segment deutlich aus.

Obwohl Cisco bei IP-Routern sehr hohe Marktanteile hat, gelten seine Systeme schon seit einiger Zeit nicht mehr als die leistungsfähigsten. Das Router-Betriebssystem IOS ist in die Jahre gekommen und kann bezüglich der IP-Performance mit der Konkurrenz nur noch schwer Schritt halten. Auf IP-Routing spezialisierte Anbieter wie Juniper Networks, Avici oder Chiaro haben die Performance-Messlatte deutlich höher gelegt.

Cisco hat darauf geantwortet und im Mai 2004 den neuen Highend-Router "Carrier Routing System 1" vorgestellt. Dieses Produkt ist technologisch wieder an vorderster Front dabei. Es verwendet das Betriebssystem Cisco IOS XR, das von Grund auf neu entwickelt wurde. Um auch in Zukunft zu den weltweit führenden Netzwerk-Unternehmen zu zählen, hat Cisco sein Portfolio um zusätzliche Bereiche erweitert. Strategisch gesehen ist Voice-over-IP (VoIP) einer der wichtigsten Märkte für Cisco.

Zukunftsweisend ist auch das Engagement im Wireless-LAN-Markt, den Cisco sich durch die Übernahme von Aironet erschloss. Im Security-Bereich will Cisco sich als Abwehrspezialist positionieren. Das von Cisco initiierte Programm "Network Admission Control" (NAC) soll die Sicherheitsanstrengungen von verschiedenen Unternehmen im Netzwerkbereich bündeln.

Ein völlig neues Feld für Cisco ist der Markt für Storage Area Networks, der bislang von Fibre-Channel-Spezialisten wie Brocade, CNT/ Inrange, McData und Qlogic beherrscht wird. Mit der Einführung der Multilayer-Director-Switches der MDS-9000-Familie hat Cisco den etablierten Anbietern auch hier den Kampf angesagt. Angesichts der weltumspannenden Präsenz von Cisco in Unternehmens-LANs und -WANs jeder Größenordnung, in Carrier-Netzen sowie zunehmend auch in Speichernetzwerken bestehen für die Kalifornier gute Aussichten, auch in den nächsten Jahren den Netzwerkmarkt in wichtigen Bereichen zu dominieren. Cisco muss aber aufpassen, sich nicht selbst im Wege zu stehen. Denn die amerikanisch geprägte, zum Teil sehr resolute Vorgehensweise beim Kunden stößt hierzulande nicht immer auf Gegenliebe.

* Der Autor Christoph Lange ist freier IT-Fachjournalist in München. [clange@ltec-consult.de]