Keine großen Produkt-Ankündigungen auf der National Computer Conference in Chicago:

NCC-Show wird seriöser und europäischer

15.05.1981

CHICAGO - Das Paradoxon wurde auf der National Computer Conference (NCC) in Chicago Realität. Die "größte Computer-Show der Welt" schrumpfte und wuchs gleichzeitig. Erklärung: Die 81er NCC erreichte mit rund 73 000 Besuchern das Anaheimer Vorjahresergebnis nicht, Kenner des amerikanischen DV-Marktes bezeichneten sie jedoch als effizienter ("more business-like") und europäischer.

Die "American Federation of Information Processing Societies" (Afips) hatte als Veranstalter wieder für reichhaltiges Ausstellungs- Beiprogramm gesorgt, dessen Vorträge jedoch zum Teil als zu akademisch kritisiert wurden. Neue Erkenntnisse vermittelten sie nach Ansicht von US-Fachleuten jedenfalls nicht.

Neuheiten-Charakter ließ auch das Hardware-Angebot im Chicagoer McCormick-Convention-Center vermissen. Nicht, daß es keine echten Novitäten gegeben hätte: Systems Engineering Laboratories, Inc. (SEL), ein Unternehmen der Gould-Gruppe präsentierte als "Concept 32/87" einen neuen 32-Bit-Mini, der mit einer von SEL angegebenen Processing-Geschwindigkeit von 3,6 Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) an die Leistungen der stärksten technisch-wissenschaftlichen Number-Cruncher von Control Data herankommen soll. In Benchmarks habe er sich dagegen der VAX von Digital Equipment überlegen gezeigt.

Massierte NCC-Ankündigungen überhaupt nur im Minicomputer-Bereich: Das von Bell Laboratories entwickelte Betriebssystem "Unix" wurde von Perkin-Elmer für den Mega Mini 3230 freigegeben; Data General kündigte eine revidierte Version der Netzwerk-Architektur "Xodiac" an, die jetzt auch diejenigen X.25-Funktionen unterstützt, die IBMs SNA (System Network Architecture) nicht kennt. Die NCC erwies sich als guter Platz für das Aufspüren von Trends.

Erstens: Die Computerwelt wird "bunter". Farbgrafik-Ausgabe über Bildschirm und Drucker ist in.

Zweitens: Kleinrechner auf Mikrocomputer-Basis werden zunehmend auf für "seriöse" Anwendungen in der kommerziellen Datenverarbeitung und in der Textverarbeitung interessant. Die neuen Kommerz-Mikros sind mit "festen" 5 1/4- und 8-Zoll-Winchester-Platten ausgestattet (Shugart, BASF etc.), die der weichen Floppy-Scheibe als Back-up-Speicher Konkurrenz machen. Vorteil für den Kleincomputer-Anwender: Mit dem leidigen "Disk-Jockeying" könnte es bald ein Ende haben.