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Napster im Plus - Musikindustrie im Minus

07.08.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Den deutschen Plattenfirmen gingen im vergangenen Jahr durch den illegalen Musikhandel im Internet rund 200 Millionen Mark verloren. Das sagte der Geschäftsführer der Bertelsmann-Tochter BMG Entertainment, Thomas Stein, im Gespräch mit "Focus Online". Die zunehmende Beliebtheit der Online-Tauschbörsen wie Napster, iMesh, Gnutella, FreeNet und Mojo Nation gefährde das traditionelle Verkaufsmodell der Musikbranche, da sie den Nutzern über eine spezielle Software den kostenlosen Austausch von urheberrechtlich geschützten Musikstücken ermöglichen. Nach Meinung von Stein drohen deswegen auch der Filmindustrie Verluste. Mit den neuen Kompressionstechniken DivX und MPEG4 lassen sich Videos und aktuelle Kinofilme direkt von Rechner zu Rechner kopieren. Die meisten Tauschdienste besitzen keine zentrale Internet-Plattform, so dass die User ihre PCs direkt untereinander vernetzen und auf

diesem Weg die Musik- oder Filmdateien austauschen. Daher könnten die Täter juristisch kaum belangt werden, so der Geschäftsführer von BMG.

Die jüngste Prozesswelle gegen die Online-Tauschdienste tut deren Beliebtheit jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die verstärkte Medienpräsenz der vergangenen Wochen scheint die Popularität der MP3-Tauschbörse Napster noch zu erhöhen. Wie das Internet-Marktforschungsunternehmen Media Metrix herausfand, haben in der letzten Wochen mehr Leute die Website von Napster besucht als beispielsweise diejenige des Branchenprimus Amazon.com. Allein im Monat Juni klickten nach Angaben von Media Metrix rund 4,7 Millionen Besucher Napster.com an. In den Zahlen werden die tatsächlichen Downloads von Musikfiles allerdings nicht berücksichtigt.