Heute noch Sabotage:

Nachdenken über neue Streikformen

23.08.1985

BERLIN (bi) - Über neue Streikformen, die heute zum Teil noch als Sabotage gelten, müsse man nachdenken, sagte Franz Stänner, Pressesprecher der Grünen, jetzt in einem Interview mit dem Alternativ-Blatt "Chips & Kabel".

Hintergrund dieser Äußerung ist die zunehmende Einführung rechnergesteuerter Redaktionssysteme. Stänner sieht die Gefahr einer Qualitätsverschlechterung des Produktes Zeitung und darüber hinaus eine höhere Arbeitsbelastung des Redakteurs. Die besseren Recherchemöglichkeiten über den Bildschirm führten auf der anderen Seite zu weniger Recherchen außerhalb der elektronischen Systeme. Auch die Wirkung p von Streiks könnte eingeschränkt werden, zum Beispiel dadurch, daß eine bestreikte Zeitung "quasi komplette Seiten von dpa übernehmen kann" (dpa = Deutsche Presse Agentur). Stänner weiter: "Allgemein ist festzustellen, daß sich die Nachrichtenströme und die Journalisten an die Bedingungen der Rechner anpassen müssen. "Er sieht ferner über die Möglichkeit zu Medienverbünden "Monopolisierungstendenzen in der Presse und auch in anderen Bereichen".

Um einem Streik als "tariflicher Gegenwehr" das notwendige Gewicht zu verschaffen, müsse über neue Streikformen nachgedacht werden. Der Sprecher der Grünen beruft sich dabei auf Ausführungen von Professor Harro Plander von der Bundeswehrhochschule, Hamburg.