Nach Kritik an Microsoft-Java

Nach Kritik an Microsoft-Java Java-Lobby nimmt Suns Entwicklungspraktiken unter die Lupe

24.04.1998

Die Java-Lobby http://www.javalobby.org will zukünftig nicht nur Microsoft auf die Finger klopfen, sondern verstärkt auch die Praktiken von Sun bei der Weiterentwicklung von Java überwachen.Zu diesem Zweck kündigte sie die Einrichtung eines "Open Process Grievance Center" an, wo die 16000 Mitglieder der Lobby ihre Aktivitäten koordinieren können.

Einen Erfolg kann die Intervention der Java-Lobby bei Sun schon verbuchen: Die McNealy-Company hatte in der Betaversion des JDK 1.2 dem Kern-API eine Reihe von Klassen hinzugefügt, ohne sich zuvor mit Partnern und Lizenznehmern abzustimmen.Es handelte sich dabei um Funktionen zur Bearbeitung von JPEG-Grafiken, die Sun von Kodak erhalten hatte.Eine Sprecherin von Javasoft bedauerte das Vorgehen mittlerweile bereits als Irrtum und kündigte an, die inkriminierten Funktionen in das Erweiterungspaket "com.sun" auszulagern.

Konflikten mit Partnern und Vereinigungen wie der Java-Lobby will Sun nach Berichten der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" durch eine Reorganisation von Javasoft vorbeugen.Deren Ziel ist es, stärker zwischen der Entwicklung der Plattform und dem Anwendungsgeschäft zu trennen.

Unter Druck gerät Sun Microsystems nicht nur durch die Kritik an seinem Geschäftsgebahren, auch Entwickler von Freeware könnten dem Unix-Hersteller Kopfzerbrechen bereiten.Derzeit befinden sich zwei kostenlose Versionen der Java Virtual Machine (JVM) in Entwicklung, die ohne Rückgriff auf Sun-Informationen fertiggestellt werden sollen.Genauso wie Hewlett-Packards Eigenprogrammierung einer JVM für eingebettete Systeme unterliegen weder "Kaffe" http://www.kaffe.org noch "Japhar" http://www.hungry.com den Lizenzbestimmungen von Sun.

Die rasche Weiterentwicklung und Verbesserung der Technologie setzt Konkurrenten aber unter Zugzwang.Erstere erfuhr die Sun-Technik nun durch die Freigabe der Spezifikationen für die Interoperabilität zwischen Java und der Common Object Request Broker Architecture (Corba) durch die Object Management Group (OMG).Einen technologischen Vorsprung erhält die von Sun abgesegnete Implementierung nun durch den neuesten Just-in-time-(JIT-)Compiler von Symantec.Die Version 3.0 des Java-Beschleunigers soll Programme viermal schneller ablaufen lassen als das JDK 1.1.