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Motorola spielt bei Teledesic auf Zeit

20.05.1999
Internet via Satellit verzögert sich

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Das Internet-Satelliten-Projekt Teledesic muß einen Rückschlag einstecken. Der größte Vertragspartner des Konsortiums, Motorola, hat nach einjährigen Verhandlungen immer noch keine schriftliche Einwilligung über die Entwicklung und den Bau des Satellitensystems gegeben. Das Unternehmen forderte zudem seine Zulieferer vergangene Woche auf, die Arbeit an den Geräten vorerst auszusetzen, bis eine vertragliche Einigung mit Teledesic erzielt ist. Ferner versetzte Motorola einige Mitarbeiter des Projektes an andere Positionen. Nach Angaben eines Firmensprechers handelte es sich dabei lediglich um "eine kleine, interne Neuausrichtung", da sich das Unternehmen auf andere Bereiche der Telekommunikation konzentrieren will.

Beobachter sehen die Verzögerung als einen Anhaltspunkt dafür, daß Motorola die Lehren aus seinem anderen Satellitenprojekt Iridium gezogen hat. Das fünf Milliarden Dollar schwere globale Handy-Netz entwickelt sich schlechter als erhofft. Die Anlaufverluste sind gewaltig, und Kunden halten sich angesichts hoher Minutenpreise zurück. Hinzu kommt, daß in der jüngsten Vergangenheit wiederholt US-Trägerraketen abgestürzt sind oder ihre Nutzlast im falschen Orbit ausgesetzt haben.

Das Teledesic-Projekt will 288 Satelliten in einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde aussetzen. Sie sollen Daten rund 2000 Mal schneller übertragen, als dies mit herkömmlichen Modems möglich ist. Im Gegensatz zu früheren Ankündigungen geht das Netz nun ein Jahr später, nämlich erst 2003, in Betrieb. Zu den Teledesic-Initiatoren zählen neben Bill Gates, dem amerikanischen Handy-Mogul Craig McCaw und Prinz Alwaleed Bin Talal auch Motorola: Die Firma hält 26 Prozent aller Anteile des Unternehmens.