Motorola sorgte für positive Überraschung in Wallstreet

01.05.1992

Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMV GmbH in München.

Für das erste Quartal 1992 meldete Motorola einen Gewinn von 96 Cents je Aktie. Im Vorjahr waren 88 Cents verdient worden. Die Schätzungen der Analysten hatten sich zwischen 0,8 und 0,9 Dollar bewegt. Auch der Umsatz kletterte höher, als die Analysten vorausgesagt hatten. Er belief sich auf über drei Milliarden Dollar, geschätzt worden waren 2,8 Milliarden Dollar.

Die erfreuliche Entwicklung zieht sich durch alle Unternehmensbereiche. Die Halbleiter-Division legte 20 Prozent zu, der Kommunikationsbereich verbesserte sich um sieben Prozent, der Umsatz der Mobilfunk-Division kletterte um zwölf Prozent, und mit Kfz-Elektronik wurden 45 Prozent mehr umgesetzt.

Der Auftragseingang zog ebenfalls überdurchschnittlich an (Halbleiter plus 28 Prozent, Kommunikation plus acht Prozent, Mobilfunk plus 24 Prozent, Kfz-Elektronik plus 37 Prozent). Bemerkenswert ist dabei, daß Motorola schon im Vergleichsquartal 1991 einen überdurchschnittlich starken Zuwachs des Auftragseingangs zu verzeichnen hatte.

Die Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr wurde daraufhin heraufgesetzt. Die Schätzungen belaufen sich jetzt auf 4,6 Dollar je Aktie für 1992 und rund sechs Dollar pro Anteilsschein für 1993. Gemessen am geschätzten Gewinn für das laufende Geschäftsjahr wird Motorola mit dem 16,5fachen des Gewinns bezahlt, ein für diesen Wachstumswert vernünftige Bewertung. Die Gewinnschätzung von sechs Dollar für 1993 ist vor dem Hintergrund des sprunghaft gestiegenen Auftragseingangs realistisch. Setzt die Börse diese Zahl in ein 15faches Kurs-/Gewinnverhältnis um, ergibt sich eine 20prozentige Kurschance für Motorola-Aktien.

Berücksichtigt werden muß, daß es sich bei Motorola nur noch teilweise um einen konjunkturzyklischen Halbleiter-Wert handelt. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen eine starke strategische Stellung in der Kommunikationstechnik erobert. Motorola stellt nicht nur Kommunikationsausrüstung (40 Prozent vom Umsatz) her, sondern betreibt in den USA auch über 500 regionale Kommunikationsnetze. Derzeit nutzen etwa 600000 Personen das Motorola-Angabot drahtloser Kommunikation. Jeder Anwender berappt pro Jahr im Durchschnitt 250 bis 300 Dollar an Gebühren. Diese Gebührenschiene will Motorola weltweit aggressiv ausbauen.