Gastkommentar

Mittelstandsregatta mit ERP-Tankern

08.09.2000
Jens-Peter Clarfeld, Vorstandsvorsitzender der Clarfeld Software AG, Winsen an der Luhe

Wie eine Flotte schwerer Tanker nähern sich die großen Hersteller betriebswirtschaftlicher Standardsoftware dem Mittelstand. Auf gleichem Kurs befinden sich inzwischen auch kleinere Anbieter kaufmännischer Software. Sie haben jetzt gute Chancen, den Großen davonzufahren.

Denn das Internet hat den Markt betriebswirtschaftlicher Lösungen schneller verändert als erwartet. Der Mittelstand fordert heute Software, die Kunden und Lieferanten via Internet in die Geschäftsprozesse einbindet. Er will Web-basierte Software, die jederzeit und in der ganzen Welt den Online-Zugriff auf betriebswirtschaftliche Informationen ermöglicht.

In dieser gewaltigen Strömung müssen nun die großen Tanker neuen Kurs nehmen. Zwei der zehn weltgrößten ERP-Anbieter, Baan und SSA, melden bereits Wassereinbruch. Großformatige ERP-Software lässt sich meist nur mit hohem Aufwand auf das Internet trimmen. Nicht alle ERP-Anbieter haben dafür ausreichend Geld und Know-how. Wer diesen langen Atem nicht hat, wird in den nächsten zwei Jahren Schiffbruch erleiden.

Der Vorteil kleinerer Anbieter liegt in ihrer Flexibilität bei gleichzeitig geringem Ballast. Es kann ihnen daher durchaus gelingen, die Wünsche des Mittelstands nach kostengünstigen, skalierbaren und Web-basierten Lösungen zu erfüllen; weshalb sie aus dem Wettbewerb um den großen mittelständischen Markt gestärkt hervorgehen dürften, wenn sie stabile Software fürs E-Business anbieten. Die Web-Tauglichkeit von Software - heute wichtiger Erfolgsfaktor - wird schon sehr bald eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Also bleibt die Regatta um das Geschäft mit dem Mittelstand spannend.