Web

Mit RFID gegen Viagra-Fälscher

16.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) denkt gemeinsam mit einigen Pharmaherstellern über die Installation eines auf der Funkfrequenztechnik (Radio Frequency Identifikation = RFID) basierenden Tracking-Systems nach. Mit Hilfe der berühungslosen Identifikation ließen sich die Lieferketten rezeptpflichtiger Medikamente transparenter machen, was Fälschungen und Diebstahl erschweren würde.

Am gestrigen Montag haben drei Medikamentenhersteller bereits konkrete RFID-Pläne angekündigt. So will Purdue Pharma LP, Produzent des häufig am Schwarzmarkt angebotenen Schmerzmittels Oxycontin, die für den Vertrieb über Walmart und H.D. Smith bestimmten Großpackungen mit RFID-Chips ausstatten. Die Einstiegskosten beziffert das Unternehmen gegenüber dem "Wall Street Journal" mit zwei Millionen Dollar - zuzüglich 50 Cent pro Funketikett. Außerdem wolle Purdue RFID-Scanner an die Strafverfolgungbehörden verteilen, so dass gestohlene Oxycontin-Flaschen leichter identifizierbar wären.

Der Viagra-Hersteller Pfizer Inc. sieht in der Technik eine Chance, seine berühmten blauen Pillen fälschungssicher zu machen. Eigenen Angaben zufolge will er die Kisten und Umverpackungen des Potenzmittels mit RFID-Chips versehen - allerdings erst gegen Ende des kommenden Jahres. Zunächst sollen Gespräche mit Großhändlern und Filialketten die Erfordernisse und Hemmschwellen für den Datenaustausch klären.

Neben der Frage, wem die Informationen gehören, ist der Mangel an technischen Standards ein Problem, das vor einem flächendeckenden RFID-Einsatz gelöst werden muss. Der Pharmaproduzent Glaxco-Smith-Kline PLC will die RFID-Technik deshalb erst einmal mit einer überschaubaren Menge von Produkten testen: mit den AIDS-Medikamenten Retrovir, Combivir und Epivir.

Zu all diesen Feldversuchen muss die FDA ihr Plazet geben. Denn von Gesetz wegen darf kein Hersteller ohne die Zustimmung der Behörde seine Etiketten ändern. Um eventuelle Probleme, die aus dem Gebrauch der mit Miniantennen ausgestatteten Chips erwachsen, im Vorfeld zu klären, will die FDA eine RFID-Arbeitsgruppe gründen. Angeblich erwägt sie, die Funketiketten in drei oder vier Jahren zur Pflicht zu machen. (qua)