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Privatsphäre

Ministerin Aigner droht Google wegen Street View

08.02.2010
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will gegen Aufnahmen des US-Konzerns Google von Straßen und Häusern für das Internet vorgehen.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU)
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU)
Foto: DBT (Deutscher Bundestag)

Sie stehe in Kontakt mit dem Bundesinnenministerium, um "rechtliche Schritte und mögliche Gesetzesänderungen zu prüfen", sagte Aigner dem Magazin "Focus". Sie wolle das bisherige Verfahren umdrehen: Nicht die Bürger sollten einer Veröffentlichung ihrer privaten Daten widersprechen müssen, sondern Google solle verpflichtet werden, Genehmigungen einzuholen. Das Unternehmen will die Bilder aus Deutschland nach Angaben einer Sprecherin im letzten Drittel dieses Jahres online stellen.

Aigner bewertete die Aufnahmen von "Google Street View" als "millionenfache Verletzung der Privatsphäre". Für den Internetdienst werden komplette Straßenansichten abgefahren und fotografiert. Vor knapp einem Monat hatte bereits Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Google mit einem verschärften Datenschutzgesetz gedroht. Umstrittene Dienste wie auch "Google Earth" (Grundstücke aus der Vogelperspektive) seien "rechtlich unbedingt prüfenswert", so die FDP-Politikerin. Aigner begrüßte, dass auch das Justizministerium Handlungsbedarf sieht.

Mit solchen Kameraautos nimmt Google die Fotos für Street View auf.
Mit solchen Kameraautos nimmt Google die Fotos für Street View auf.
Foto: AP

Google wies die Kritik zurück. Für Street View seien in Deutschland bereits seit mehr als einem Jahr im Einklang mit den Datenschutzbehörden Fotos aufgenommen worden. "Die Datenschützer haben uns gewisse Dinge mit auf den Weg gegeben", erklärte Google-Deutschland-Sprecherin Lena Wagner. So würden Gesichter und Kennzeichen unkenntlich gemacht. Jeder Nutzer habe zudem die Möglichkeit, Widerspruch gegen Abbildungen seines Hauses einzulegen, die vor der Einführung entfernt werden sollen. Davon hätten bislang "einige hundert" Gebrauch gemacht.

Bilder deutscher Städte und Gemeinden sollen noch dieses Jahr zum ersten Mal im Internet zur Verfügung stehen. "Nur kleinere Regionen sind noch nicht erfasst", sagte Wagner. Diese Aufnahmen sollen bei guter Wetterlage ab März starten. Dabei ist eine Kamera in 2,50 Meter Höhe angebracht, so dass auch über Hecken und Zäune fotografiert werden kann. In Europa sind unter anderem bereits Aufnahmen von Städten in Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz und den Niederlanden online zu sehen. (dpa/tc)