TÜV Rheinland e V, Köln:

Minicomputer hilft beim Umweltschutz

09.03.1979

Von Angelika Loewenheim*

KÖLN - In der zentralen Datenverarbeitung des TÜV Rheinland e. V., Köln, sind seit Jahren Großanlagen der Sperry-Univac-Serien 1100 und 90 installiert. Außerdem arbeiten einige Fachbereiche mit ehemals Varian- und jetzt Sperry-Univac-Minicomputern. Für den Bereich "Umweltschutz Lärm" wurde jetzt ein neues Minicomputersystem V77-600 bestellt.

Dieser Bereich ist eine Untersuchungsstelle für Geräusche und Erschütterungen sowie Güteprüfstelle für die Bauakustik. Die hier beschäftigten Mitarbeiter fertigen Gutachten zu Bebauungs- und Verkehrsleitplänen an und beraten bei der vorschriftsmäßigen und

wirtschaftlichen Auslegung von Lärmschutzmaßnahmen bei Hoch- und Industriebauten. Mit Hilfe der automatisierten digitalen Meßwerterfassung und Verarbeitung können die gestellten umfangreichen Aufgaben rationell, schnell und kostengünstig gelöst werden.

Auftraggeber sind Industrieunternehmen und private Organisationen, aber auch das Bundesinnenministerium oder das Umweltbundesamt. Das heißt, der TÜV steht zu einem gewissen Umfang durchaus im Wettbewerb zu Forschungseinrichtungen und Beratungsinstitutionen wie etwa Ingenieurbüros. Deshalb hat der Bereich "Umweltschutz Lärm" auch in die Entwicklung der Akustik-Programme viel Aufwand investiert, um diese mit höchster Genauigkeit auszustatten und kostengünstig anbieten zu können.

Im einzelnen werden anhand der Angaben des Auftraggebers (in Form von Meßwerten oder auch nur von allgemeinen Angaben über Verkehrsdichte, Bebauung, Geländeformation) ausgeteilte Ausbreitungsberechnungen vorgenommen, die eine Häufigkeitsverteilung und Mittelwertbildung beinhalten, das bedeutet, Prognosen erstellt, die die Auswirkung etwaiger Schallschutzmaßnahmen zeigen. Ziel einer großangelegten Untersuchung, wie sie als Auftrag der Bundesregierung in der nächsten Zeit laufen soll, ist es, für ausgewählte Städte eine genaue Larmbestimmung vorzunehmen sowie konkrete Vorschläge für die Schalldammung und deren Kosten zu machen. Zum Teil handelt es sich dabei um ausgesprochene Massenarbeiten, wie Auswertung von 800 Geräusch-Spektren eines Industriebetriebs oder von 400 Bebauungsplanen unterschiedlichster Maßstäbe. Ein Ergebnis kann im Verkehrsbereich etwa das Zeichnen von Lärmkarten sein - mit Hilfe von Digitalisierungstisch und Plotter. Dabei wird das Gebiet in seiner Dreidimensionalität erfaßt die Isolinien gleicher Geräuschbelastung bestimmt und in Form von Punkten, die durch Linien verbunden werden, mit Hilfe des Plotters in eine maßstabsgerechte Karte gezeichnet.

Trotz dieser recht umfangreichen technisch-wissenschaftlichen Berechnungen ist der Minicomputer insbesondere nach der Installation der V77-600 erst zu etwa 20 Prozent ausgelastet.

So wird er für andere Bereiche zusätzlich genutzt, wie für das Ermitteln der Schadstoffausbreitung (Kfz) mit umfangreicher Meßdatenaufzeichnung in vier automatisch arbeitenden Registrierstationen. Die dort auf Kassetten erfaßten Daten werden eingelesen, sortiert und in Dateien gespeichert - eine ausgesprochene Massenarbeit. Andere Einsatzgebiete sind: thermografische Aufzeichnungen an Gebäuden, Hochöfen etc. und deren Auswertung über den Digitalisierungstisch. Mit der zentralen Großanlage werden Datenträger ausgetauscht.

* Angelika G. Loewenheim ist freie EDV-Fachjournalistin