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Microsoft: "Wir haben die EU-Untersuchung nicht behindert"

11.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Softwareriese Microsoft dementierte am gestrigen Mittwoch einen Pressebericht, wonach das Unternehmen der EU-Kartelluntersuchung Steine in den Weg gelegt haben soll. "Wir haben nichts unternommen, was die Europäische Kommission behindert hätte. Wir haben voll und ganz kooperiert", erklärte John Frank, einer der führenden Microsoft-Anwälte. Das "Wall Street Journal" hatte zuvor einen Artikel veröffentlicht, in dem es um Täuschungsmanöver der Gates-Company im laufenden EU-Verfahren ging (Computerwoche online berichtete). Die Publikation stützte sich dabei auf ein vertrauliches Anklagedokument der Europäischen Kommission, in dem nicht nur davon die Rede sei, dass Microsoft sich wettbewerbsfeindlich verhalten habe, sondern auch von bewusster Behinderung

der EU-Untersuchung. Zur Spekulation des "Wall Street Journals", die EU erwäge eine hohe Geldbuße und andere drastische Strafmaßnahmen, bemerkte EU-Kommissar Mario Monti: "Über eine Geldsumme zu sprechen, bevor Microsoft auf unsere Vorwürfe geantwortet hat, wäre verfrüht." Die Gates-Company hat nach eigenen Angaben bei den Brüsseler Kartellwächtern einen Anhörungstermin am 20. oder 21. Dezember 2001 beantragt.

Die EU ist befugt, bis zu zehn Prozent des weltweiten Umsatzes eines Unternehmens aus dem Vorjahr als Strafe für Kartellvergehen festzulegen. Microsoft könnte demnach zu einem Bußgeld von bis zu 2,5 Milliarden Dollar verurteilt werden. Allerdings hat Brüssel diese Spanne noch nie voll ausgeschöpft. Die höchste bisher verhängte Strafe waren 90 Millionen Dollar für den Volkswagen-Konzern. Daimer-Chrysler wurde unlängst wegen wettbewerbsfeindlichen Verhaltens zu einer Bußgeldzahlung von 66 Millionen Dollar verdonnert.