Reseller-Abkommen wird nicht verlängert

Microsoft und Siebel beenden Kooperation

06.09.2002
SAN MATEO (mo) - Microsoft wird zum Jahresende den Verkauf von Siebels "Midmarket Edition" einstellen. Damit verliert der Anbieter von Kundenbeziehungssoftware einen in Deutschland recht erfolgreichen Wiederverkäufer.

Das Reseller-Abkommen endet, weil Microsoft den auf drei Jahre vereinbarten Vertrag nicht verlängert. Microsoft hat Anfang des Jahres eine eigene CRM-Suite angekündigt, die Ende dieses Jahres in den USA und zu Beginn des nächsten Jahres auch in Deutschland verfügbar sein soll.

Das Reseller-Abkommen zwischen Microsoft und Siebel ist im Grunde eine Altlast. Siebel hatte es mit Great Plains geschlossen, bevor das Unternehmen im Dezember 2000 von Microsoft übernommen worden war. Great Plains hat Siebels Midmarket Edition vertrieben - eine vorkonfigurierte Version für mittelständische Unternehmen.

Auch das in Europa bedeutendere Softwarehaus Navision war Siebel-Reseller. Nach der Übernahme von Navision durch Microsoft Mitte dieses Jahres wurde das Great-Plains-Abkommen auf das dänische Softwarehaus übertragen. Damit läuft auch diese Vereinbarung aus.

Die Komplexität der Siebel-Produkte und die unterschiedliche Herangehensweise an den Markt sind nach Ansicht von Erin Kinikin, Analyst bei der Giga Information Group, die Gründe, warum Microsoft die Kooperation auslaufen lässt: "Great Plains verkauft nur über Reseller und nur an kleine Unternehmen, bei Siebel dagegen dreht sich alles um den Direktverkauf und darum, viel Funktionalität zu liefern."

Das bestätigt auch Neil Morgan, Vice President Marketing für Europa, Asien und den Mittleren Osten bei Siebel Systems. Selbst Navision-Kunden sortiert er als kleinere Unternehmen ein, auf die Siebels Geschäftsmodell nicht passt. Die bestehenden Kunden können Morgan zufolge nun wählen, ob der Support künftig durch Siebel oder durch den Microsoft-Partner erfolgen soll. Bestehende Installationen würden auf jeden Fall weiter gepflegt.

Mit Microsoft, insbesondere mit der Microsoft-Tochter Navision, verliert Siebel weitere bedeutende Reseller. Bereits vor einen Jahr hat der auf den Mittelstand konzentrierte ERP-Anbieter J. D. Edwards ein Reseller-Abkommen mit Siebel gekündigt und eine eigene CRM-Lösung hinzugekauft: Youcentric. Die Siebel-Software sei zu schwer zu implementieren, befand der damalige J.-D.-Edwards-Chef Edward McVaney.

In Deutschland dürfte Siebel das Ende des Abkommens hart treffen. Lange Zeit war Microsoft Great Plains, die heutige Microsoft Business Solutions, der erfolgreichste Wiederverkäufer der Siebel Midmarket Edition. Darüber hinaus muss Siebel nach Ansicht von Giga-Analyst Kinikin auch um andere Partnerverträge im Mittelstand fürchten: "Es ist ein wichtiger Maßstab, ob Siebel seine Partner behält, wenn Microsoft mit der eigenen CRM-Software herauskommt. Microsoft wird diese Beziehungen aufrollen." In Deutschland sind unter anderem Bechtle und Amball Partner.

Siebel kauft Optionen zurückSiebel-Angestellten mit praktisch wertlosen Optionsscheinen, die zum Kauf der Siebel-Aktie für 40 Dollar oder mehr berechtigen, bietet der Softwarehersteller den Rückkauf der Papiere an. 1,85 Dollar pro Anteilschein zahlt Siebel seinen Mitarbeitern. Bis zu 5000 Dollar werden in bar ausgeschüttet. Wer mehr Optionen zurückgibt erhält Siebel-Aktien statt Cash. Der Siebel-Kurs beläuft sich zurzeit auf 8,81 Dollar. Der Höchststand der vergangenen 52 Wochen lag bei 38,398 Dollar.