"Microsoft ist häufiger in der Presse als am Markt"

27.09.2007
Symantec-CEO John Thompson treibt den Wandel seines Unternehmens vom reinen Produktlieferanten zum integrierten Sicherheitsdienstleister voran.

Der Symantec-Chef erläuterte im Gespräch mit der computerwoche die Unternehmensstrategie für die kommenden Jahre: "Wir müssen uns auf Innovationen konzentrieren und uns immer schneller entwickeln schneller als alle anderen." Acht bis zwölf Prozent Umsatzwachstum im Jahr seien im Bereich des Möglichen. Symantec wolle sich zunehmend auf die Absicherung von Online-Kommunikationskanälen und das Content-Management in Unternehmen, besonders im E-Mail-Sektor, spezialisieren. Nur durch eine effizientere Verwaltung digitaler Dokumente ließen sich letztlich auch Sicherheitsrisiken wie Datenverlust eindämmen, so Thompson. "Ein Unternehmen muss zu jeder Zeit nachvollziehen können, wo ein bestimmtes Dokument abgespeichert ist, wer Zugriffsrechte besitzt und wie viele Duplikate einer Datei insgesamt existieren."

Durch die Übernahmen von Spezialanbietern wie Veritas und Altiris sieht sich Symantec gut aufgestellt. Zwar gingen die Gewinne im zurückliegenden Fiskalquartal wegen der schwierigen Integration der Zukäufe zurück. Doch von Marktanteilsverlusten will Thompson nichts wissen. Dass Microsoft seine Monopolstellung bei Desktop-Betriebssystemen dazu nutzt, in das Hoheitsgebiet der Sicherheitsexperten vorzustoßen, sieht der CEO gelassen: "Microsoft ist mit Forefront häufiger in der Presse als am Markt vertreten." Die Medienberichte und das Werben aus Redmond gingen an der wirtschaftlichen Realität vorbei, meint Thompson. Unternehmen wollten plattformunabhängige Lösungen und zuverlässigen Support. Die Standardisierung von Sicherheit nach dem Motto "Für jedes Problem die gleiche Lösung" könne nicht die Zukunft sein. Das in Europa erst langsam aufkommende Outsourcing von Sicherheitsdiensten an externe Anbieter entspreche den unterschiedlichen Bedürfnisse der Industrie sehr viel besser. Thompsons Fazit: Solange Microsoft es nicht einmal schaffe, sein eigenes Betriebssystem ausreichend abzusichern, habe das Unternehmen im Sicherheitsmarkt nichts verloren.

Überbewertete "Skandale"

Was die grundsätzliche Bedrohungslage in der IT betrifft, hält der Symantec-CEO viele digitale Attacken auf Unternehmen in der jüngsten Zeit für überbewertet. Besonders größere Datenverluste wie beispielsweise bei Pfizer oder dem Jobportal Monster hätten bei weitem nicht die Bedeutung, die ihnen zugemessen werde. Die Datenschutzgesetze in einigen US-Bundesstaaten, die zur Bekanntmachung dieser Fälle verpflichteten, verzerrten das Bild. Die meisten ihm bekannten Unternehmen verschlüsselten ihre Daten damit seien sie für Diebe nicht verwertbar. Dennoch sollten Anwender ihr Bewusstsein für drohende Risiken schärfen und mehr Eigenverantwortung übernehmen. In diesem Zusammenhang kritisiert Thompson Unternehmen, die keine verpflichtenden Mitarbeiterschulungen zur IT-Sicherheit anbieten. (Simon Hülsbömer)