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Mercer-Studie: Personalabbau bringt Festnetzriesen nicht weiter

25.01.2006
Telcos sollten weniger komplexe Produkte und Arbeitsabläufe sowie eine konsequente Automatisierung aller Geschäftsprozesse anstreben.

Aus Sicht von Mercer Management Consulting müssen sich die westeuropäischen Festnetzanbieter in den kommenden Jahren großen Herausforderungen stellen, um den anstehenden Wandel im TK-Markt zu bewältigen. Zwar sei das Geschäft der etablierten Player nach wie vor hoch profitabel, doch verlieren sie zunehmend Marktanteile bei gleichzeitig anhaltendem Preisverfall. Nach Berechnungen von Mercer sind die Preise für Festnetztelefonie in Westeuropa seit 2001 um fünf Prozent gesunken; die Zahl der über das Festnetz telefonierten Minuten verringerte sich um drei Prozent. Im gleichen Zeitraum ging der Marktanteil der Exmonopolisten von 70 auf 60 Prozent zurück. "Der rasante Umsatzverlust ist nicht nur auf den Wettbewerb mit neuen und agilen Festnetzanbietern wie Tele2, HanseNet oder Cegetel zurückzuführen", stellt Uli Prommer, TK-Experte von Mercer, fest. "Auch das Handy nimmt dem Festnetztelefon zunehmend Marktanteile ab."

Kamen im Jahr 2001 in Westeuropa auf eine Festnetzminute 0,21 Mobilfunkminuten, so sollen es im Jahr 2007 bereits 0,45 Minuten sein. In der aktuellen Benchmarking-Studie schließt das Unternehmen, dass das Marktvolumen der Festnetztelefonie in Westeuropa bis 2010 um zwölf Prozent sinken wird und die Marktanteile der etablierten Anbieter bis 2008 auf weniger als 44 Prozent schrumpfen werden. Wollten die Telekommunikationsunternehmen den Anforderungen der Finanzmärkte gerecht werden, müssten sie die Kosten, die das Festnetzgeschäft verursacht, um nahezu 20 Prozent senken.

Die etablierten Festnetzbetreiber in Westeuropa haben in der Vergangenheit ihre Kosten vorwiegend mit Personalabbau gesenkt. "Für eine nachhaltige Kostenreduktion aber reicht es nicht aus, Mitarbeiter zu entlassen und dann das Geschäft weiterzuführen wie bisher", betont Prommer. "Vielmehr gilt es, das Produktportfolio zu straffen sowie die Geschäftssysteme einfacher zu gestalten und stärker zu automatisieren, ohne dass dies zu Lasten des Kunden geht." Potenzial dafür ist vorhanden: Laut der jüngsten Benchmark-Studie von Mercer unter den 40 weltweit größten Festnetzanbietern liegen die westeuropäischen Player in punkto Effizienz ihrer Organisation derzeit noch um 22 Prozent hinter den nordamerikanischen TK-Konzernen und anderen Dienstleistungsunternehmen zurück. 2002 waren es sogar noch 31 Prozent. (mb)