World Quality Report 2016-17

Mehrheit der Unternehmen hat keine Teststrategie für IoT

16.09.2016
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Laut der aktuellen Ausgabe des World Quality Report (WQR) von Capgemini und Sogeti in Zusammenarbeit mit Hewlett Packard Enterprise (HPE) setzt die Digitale Transformation Firmen bei Qualitätssicherung und Testing zunehmend unter Druck.
Ein Großteil der Unternehmen verfügt über keine Teststrategie für IoT
Ein Großteil der Unternehmen verfügt über keine Teststrategie für IoT
Foto: Lightspring - shutterstock.com

Laut der Studie, die den Zustand von Anwendungsqualität und Testing-Verfahren branchenübergreifend in 32 Ländern untersucht, stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, neue digitale Produkte und Services anzubieten und haben Schwierigkeiten damit, zwischen Qualitätsansprüchen und Entwicklungsgeschwindigkeit einen gesunden Mittelweg zu finden. Dies gilt insbesondere für die Bereitstellung von IoT-Technologien. So stellen IoT-fähige Geräte zwar für 85 Prozent der Unternehmen einen integralen Bestandteil ihrer Geschäftsprozesse dar. Dennoch verfügen mehr als zwei Drittel (68 Prozent) davon derzeit über keine Teststrategie für diesen spezifischen Aspekt der IT.

Immerhin: 25 Prozent der deutschen Befragten gaben an, über eine ziemlich ausgereifte Teststrategie für das Internet der Dinge zu verfügen, während es im weltweiten Durchschnitt nur 18 Prozent sind.

Darüber hinaus fiel das Budget für Qualitätssicherung (QA) im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 31 Prozent des gesamten IT-Etats - nachdem es innerhalb der letzten vier Jahre signifikant von 18 auf 35 Prozent gestiegen war. Trotz dieses Rückgangs prognostizieren Experten jedoch übereinstimmend einen erneuten Anstieg der Ausgaben auf 40 Prozent bis 2019.

Der Studie zufolge stellen deutsche Unternehmen auch hier eine rühmliche Ausnahme dar - bei ihnen liegt das Budget für Qualitätssicherung mit 33 Prozent etwas über dem weltweiten Durchschnitt. Diese Zahl dürfte in den kommenden drei Jahren auf bis zu 44 Prozent weiter wachsen, so der Report.

DevOps in Deutschland besonders beliebt

Während die Einführungsrate agiler Testmethoden in Deutschland dem weltweiten Durchschnitt in etwa entspricht, liegt die Nutzung von DevOps hier weit höher als global. Laut Studie berichten hierzulande 60 Prozent (weltweit 39 Prozent) der Befragten, dass sie DevOps bei mehr als der Hälfte aller Entwicklungsprojekte anwenden. Damit einher gehen Investitionen in hybride zentralisierte Testing Center of Excellence (TCOE) - 45 Prozent der IT-Leiter geben an, über ein solches Instrument zu verfügen - sowie in Testautomatisierung.

32 Prozent der Testfälle in Deutschland laufen mittlerweile automatisiert ab, während es weltweit nur 29 Prozent sind. Die deutschen Teilnehmer unter den 1.600 befragten CIOs, Verantwortliche für die Qualitätssicherung & Testing sowie Anwendungen, IT-Leiter, CDOs/CMOs und CTOs/Produktverantwortlichen führten jedoch die mangelnde Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, der richtigen Automatisierungswerkzeuge, von geeigneten Testdaten und Testumgebungen als große Herausforderungen für den Umstieg auf Automatisierung an.

Außerdem gewinnt die Sicherheit in Deutschland an Bedeutung. Security-Tests finden dabei vermehrt im Kontext des Internet der Dinge statt. Gängig sind Penetrationstests mit 54 Prozent (weltweit 43 Prozent) und Applikationssicherheitstests mit 58 Prozent (weltweit 50 Prozent). Zudem hoch im Kurs steht das Thema Offshoring, und zwar über alle Branchen hinweg. Was diesen Trend befeuere sei weniger der Kostendruck als die Suche nach qualifiziertem Fachpersonal, so die Autoren des Reports.

Künstliche Intelligenz für mehr Effizienz und niedrigere Kosten

Die Studie belegt außerdem, dass sich mittlerweile viele Unternehmen der künstlichen Intelligenz bedienen, um die Geschäftsabläufe effizienter zu gestalten und gleichzeitig Kosten zu senken. Die steigende Nutzung digitaler Technologien verschlingt große Teile des Budgets, was es Unternehmen zunehmend erschwert, Innovation und Kosten in Einklang zu bringen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) gab an, an den gegensätzlichen Anforderungen unterschiedlicher Testumgebungen zu scheitern. Als Lösungsansatz rät der Report zu größeren Investitionen in erkenntnisgestützte Qualitätssicherung. So sollen Qualitätsprobleme identifiziert und vorausgesagt werden, noch bevor sie entstehen.

Agile und DevOps sind weltweit weiter auf Erfolgskurs

Um den Roll-Out neuer Produkte und Services weiter zu beschleunigen, setzen Unternehmen verstärkt auf agile Testing-Methoden und DevOps. Knapp die Hälfte aller Verantwortlichen (44 Prozent) bezieht Testing-Teams allerdings nur sehr widerwillig in die erste Planungsphase mit ein - obwohl das die Sicherheit des Unternehmens gefährden könnte. Grund dafür ist die Befürchtung, Releasezyklen könnten sich deswegen verzögern. Darüber hinaus erkennt der Report, dass die Schwierigkeiten mit der Implementierung von DevOps weit über den Punkt der Qualitätssicherung hinausreichen. Sollte es den Unternehmen nämlich nicht gelingen, Silostrukturen im Unternehmen aufzubrechen, laufen sie Gefahr, die Vorteile der Methode zu verspielen. Um die zusätzlichen Kosten der neuen Technologien auszugleichen, setzen 50 Prozent der befragten Unternehmen auf Predictive Analytics. Damit wollen sie so viele Testing-Schritte wie möglich automatisieren.