Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung

Mehr Betriebsräte in der IT-Branche

29.06.2001
DÜSSELDORF (CW) - Die Zahl der Gründungen von Betriebsräten nimmt in der IT-Branche zu. Nach Beobachtung der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf, sind die Gründungen weder Einzelfälle noch auf Krisenbetriebe begrenzt.

Bereits seit mehreren Jahren nimmt die Zahl der Betriebsräte in Unternehmen der IT-Branche zu - dieses geht aus einer Befragung des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Mit über 200 Betriebsräten der IT-Branche habe das WSI etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen erfasst, die über solche Gremien verfügen.

Nur knapp 20 Prozent der IT-Firmen seien so jung wie ihre Betriebsräte. "Betriebsratsfreie ältere IT-Betriebe haben hier einen recht großen Nachholbedarf", schätzt WSI-Expertin Gudrun Trautwein-Kalms. Im Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung bei der letzten Betriebsratswahl im Frühjahr 1998 bei 77 Prozent und ist somit annähernd so hoch wie in anderen Branchen mit insgesamt 79 Prozent. Dies widerspricht laut WSI der oft geäußerten Vermutung, die Angestellten aus IT-Unternehmen lehnten eine gemeinsame Interessensvertretung ab.

Großes Potenzial vorhandenIn über zwei Drittel der Betriebsratsgremien gibt es gewerkschaftlich organisierte Mitglieder. Mehr als 90 Prozent der Betriebsräte pflegen Kontakte zu einer Gewerkschaft, in der übrigen Privatwirtschaft sind es zehn Prozent weniger. Diesen Kontakt schätzen etwa 68 Prozent der Betriebsräte in der IT-Branche als "gut" bis "sehr gut" ein. Von den jüngeren Gremien beurteilen sogar 83 Prozent den Kontakt zu Gewerkschaften als positiv.

Über die Gesamtzahl der betriebsratsfähigen Unternehmen der IT-Branche hat das WSI keine Angaben. "Wir vermuten, dass das Potenzial für weitere Neugründungen von Betriebsräten noch beträchtlich ist", so die WSI-Expertin. Hindernisse sind nach Einschätzung der befragten Betriebsräte die allgemeine Unkenntnis über die Aufgaben des Gremiums sowie die Dynamik der wirtschaftlichen Unternehmensentwicklungen, die sich in hohen Fluktuationsraten sowie in stetiger Reorganisation ausdrückt. Gut ein Viertel der Betriebsräte berichtet, dass sich die Arbeitgeber gegen Betriebsratswahlen stellen und sie zu verhindern suchen.