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Mannesmann und Deutsche Bank gründen Web-Bank

31.01.2000
Vodafone plant Joint Venture mit Vivendi

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Mannesmann AG und die Deutsche Bank wollen ein Unternehmen gründen, das Telefon- und Bankdienste im Internet kombiniert. Die "Tele-Commerce Bank" soll im vierten Quartal 2000 in Deutschland an den Start gehen. Weitere europäische Länder sollen folgen. Mit diesem Service können Kunden ihre Bankgeschäfte via Telefon oder PC im Internet erledigen. Der Einfachheit halber kann die Telefonnummer dabei als Kontonummer fungieren. Die Telefonkosten und Kontoauszüge sollen auf einer Abrechnung verbucht werden. Zu den Standard-Finanzdiensten wollen Mannesmann und die Deutsche Bank im ersten Quartal 2001 den Online-Wertpapierhandel hinzufügen.

Der Düsseldorfer TK-Konzern hofft mit diesem Deal, die feindliche Übernahme durch Vodafone Airtouch Plc. abwehren zu können. Die Deutsche Bank wiederum versucht mit diesem Service-Ausbau neue Kunden zu gewinnen. Viele traditionelle Finanzdienstleister verlieren zunehmend Kunden an die billigeren Internet-Banken.

Ob der Pakt mit der Deutschen Bank die Mannesmann-Aktionäre überzeugen wird, dem Übernahmeangebot von Vodafone zu widerstehen, ist fraglich, denn der britische Mobilfunkanbieter war auch nicht untätig. Am Wochenende überraschte Vodafone die Öffentlichkeit mit der Nachricht, eine Vereinbarung mit dem französischen Mischkonzern Vivendi geschlossen zu haben. Sollte die Mannesmann-Übernahme gelingen, wollen beide Firmen ein Internet-Joint-Venture gründen. Das vorläufig als "Multi Access Portal" (MAP) bezeichnete Gemeinschaftsunternehmen soll eine Reihe von Web-Services anbieten, die via Fernsehen, Mobiltelefon oder PC abgerufen werden können. Des weiteren soll Vivendi die Hälfte der Mannesmann-Anteile (15 Prozent) an dem französischen Carrier Cegetel für eine noch nicht bestimmte Barsumme erwerben können. Damit würde die Vivendi-Beteiligung an dem größten

Konkurrenten der France Télécom von 44 auf 51,5 Prozent anwachsen.

Vivendi-Chef Jean-Marie Messier erklärte gegenüber der "Financial Times", er habe seinem Aufsichtsrat am Samstag vier verschiedene Projekte vorgelegt: den Vodafone-Vorschlag, die Möglichkeit zur Fusion mit Mannesmann sowie zwei andere Vorschläge, die Kooperationen mit der British Telecommunications und der niederländischen KPN vorsahen. Die Entscheidung des Aufsichtsrats sei einstimmig zugunsten von Vodafone gefallen. Messier deutete zudem an, dass er die Position des Chairmans in der kombinierten Internet-Company übernehmen würde. Vodafone-Chef Chris Gent werde den CEO (Chief Executive Officer) vorschlagen, der auch von außerhalb der beiden Firmen kommen könnte.

Die Partnerschaft zwischen Vodafone und Vivendi kam deswegen überraschend, weil Mannesmann-Chef Klaus Esser selbst mit den Franzosen über eine mögliche Kooperation in bezug auf Cegetel verhandelt hatte (CW Infonet berichtete). Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge scheint Esser nun nicht mehr darauf zu bestehen, bei einer Fusion mit Vodafone 58,5 Prozent an dem kombinierten Unternehmen zu halten. Allerdings bestehe er nach wie vor auf über 50 Prozent. Gent hingegen würde sein bisheriges Angebot von 47,2 auf maximal 49 Prozent anheben. Eingeweihte Kreise rechnen mit einem persönlichen Treffen zwischen den beiden Firmenchefs in dieser Woche.