Mannesmann übernimmt Oliman

Mannesmann übernimmt Oliman Olivetti schnürt dem TK-Riesen Telecom Italia die Luft ab

05.03.1999
MÜNCHEN (pg) - Die Telecom Italia wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine feindliche Übernahme durch Olivetti. Doch die Chancen für den Ex-Monopolisten stehen schlecht. Die italienische Börsenaufsicht Consob hat Olivetti grünes Licht für den Deal gegeben.

Vieles deutet darauf hin, daß die Telecom Italia den Wettlauf gegen die Zeit verliert. Der Versuch von Telecom-Chef Franco Bernabe, noch schnell in die Trickkiste zu greifen, um die Übernahme zu verhindern, kommt vermutlich zu spät. Das Ziel von Bernabe ist, sich den äußerst profitablen Mobilfunknetzbetreiber Telecom Italia Mobile (TIM), an dem der TK-Konzern bereits 60 Prozent hält, komplett einzuverleiben. Damit, so der Plan, würde sich der Kaufpreis von Telecom Italia um mindestens 32 Milliarden Mark erhöhen und Olivetti im Akquisitionspoker die Luft ausgehen.

Der Vorstand von Telecom Italia hat seine Rechnung allerdings ohne die italienische Börsenaufsicht gemacht. Nachdem die in Rom ansässige Consob das erste Übernahmeangebot von Olivetti vom 20. Februar wegen Formfehlern zurückwiesen hatte, stimmte sie der zweiten Offerte vom 25. Februar überraschend schnell zu. Dadurch sind Telecom-Boß Bernabe nun die Hände gebunden. Das italienische Recht verbietet Unternehmen, für die eine von der Börsenaufsicht anerkannte Übernahmeerklärung vorliegt, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die einzigen Hoffnungsträger der Telecom Italia, den Merger zu verhindern, sind nun ihre Aktionäre. Würden 30 Prozent der Shareholder den Kauf von TIM befürworten, wäre die genannte Regelung außer Kraft gesetzt. Doch dies erscheint aussichtslos, da die Telecom Italia weit über eine Million Aktionäre hat. Größter Einzelaktionär ist der Versicherungskonzern Generali, der nur 1,11 Prozent der Anteile an dem TK-Riesen hält. Insgesamt sind lediglich knapp sieben Prozent des Telecom-Kapitals in der Hand von Kernaktionären.

Olivetti plant eine Kapitalaufstockung

Trotzdem will Bernabe nicht aufgeben. Derzeit läßt er die zweite Offerte Olivettis auf ihre Zulässigkeit prüfen, weil der Kontrahent das Angebot zumindest finanziell nicht nachbesserte. Olivetti-Chef Roberto Colaninno blieb bei seinem ursprünglichen Gebot von rund 20 Mark je Telecom-Aktie. Davon will Olivetti allerdings nur rund zwölf Mark pro Wertpapier in bar ausschütten, der Rest soll in festverzinslichen Obligationen sowie neuen Aktien der Olivetti-Tochter Tecnost abgegolten werden. Insgesamt beträgt der Übernahmepreis weiterhin rund 103 Milliarden Mark.

Die Börsenaufsicht hat die Genehmigung für die Akquisition allerdings an Bedingungen geknüpft. Olivetti muß rasch eine Marschroute für die Übernahme auf den Tisch legen und diese bis spätestens April in die Wege leiten. Für das Unternehmen drängt also die Zeit. Die Norditaliener sind sich deshalb schnell mit Mannesmann über den Verkauf ihres Anteils von 50,1 Prozent an dem Joint-venture Oliman handelseinig geworden. Der Düsseldorfer Konzern ist im Besitz der restlichen 49,9 Prozent von Oliman, unter dessen Dach die Festnetztochter Infostrada sowie die Mobilfunktochter Omnitel angesiedelt sind. Der Kaufpreis wird mit 14,9 Milliarden Mark angegeben.

Zur weiteren Finanzierung des Deals plant Olivetti eine Kapitalaufstockung um rund fünf Milliarden Mark sowie die Ausgabe von Wandelanleihen in Höhe von acht Milliarden Mark. Ferner ist eine Kapitalerhöhung bei der Olivetti-Tochter Tecnost um rund 21 Milliarden Mark im Gespräch.