Management im Zeichen der Informationstechnik - "Das meiste daraus machen":Techniktrend als Chance für Linienmanager

08.11.1985

MÜNCHEN (lo) - Das mittlere Management wird nicht wegrationalisiert: Zuversicht für die "Linie" signalisierte Organisationspsychologe Erwin Küchle während des Symposiums "Informationstechnik als Erfolgsfaktor". Allerdings bedarf es im Unternehmen mehr denn je einer klaren Vorstellung der "Führungsethik".

Betriebliche Szenarien des Informationsaustauschs resultieren selten aus gemeinsamen Lernprozessen.

Meist besitzen sie lediglich die Form eines Gewißheitstransfers, stellte der Management-Dozent in Sachen Personal und Organisation - untermauert durch mannigfache Erfahrungen in Konferenzen - als These zur Diskussion. Die Informationstechnik könne hier zunächst eine Verbesserung der Situation erwarten lassen. Sie wird zum Beispiel dafür sorgen, daß die Informationsmenge vor einer Entscheidung ansteigt, womit mehr Logik möglich werde. Sobald aber eine größere Zahl von Mitarbeitern Zugriff auf Informationen bekommt, erhält das Bild nach Auffassung des Diplom-Psychologen und Personalexperten ambivalente Züge.

So lassen sich unterschiedliche Wissensstände zwar ausgleichen und Informationsverzerrungen verhindern. Die Mitarbeiter können bei direktem Zugriff auf die Information auch sogleich und autonom Konsequenzen einleiten. Die Kontrollspanne des einzelnen kann also größer werden.

Mit erweiterter Autonomie könnte jedoch einhergehen, daß weniger Führungspositionen gebraucht werden. Betrachtet man aber den Informationsaustausch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitern, so kommen nach Meinung Küchles zwei Elemente zum Tragen. Zum einen werden Informations-Signale mit der Charakteristik von Tatsachenfeststellungen gesendet und empfangen.

Zum anderen sind auch Signale vorhanden, die besonders zur Klärung von Beziehungen beitragen. Diese "Mehrsprachigkeit" ist eine entscheidende Feststellung für die Zukunft des mittleren Managements, stellt der Führungspsychologe fest.

Die Informationstechnik verstärkt seiner Meinung nach vorwiegend die Seite des Methodenarsenals. Sie kann vorwiegend Aufgaben bewältigen helfen, die im Bereich der Fakten liegen. Beispielsweise übernimmt sie Tätigkeiten wie Beschaffen und Sortieren, die bisher häufige Fehlerquellen waren.

Hingegen können die "Daten", die in der Kategorie "Beziehungssignale" entstehen, in absehbarer Zeit wohl kaum oder nur in geringem Umfang, meint der Management-Dozent, der Informationstechnik zugänglich sein. "Wertungen, Ethisches, semantische Deutungen, Auslegungen und", nicht zuletzt, "kreative Verknüpfungen von Informationen" seien Domäne des Menschen und somit auch der Führungskräfte. Hier läge das Feld, das zu bestellen nötig wäre.

Eine dramatische Beschleunigung der Technik-Entwicklung fordere "aus lebensnotwendigen Gründen", die Lernfähigkeit der Führungskräfte heraus. Einer ganzheitlichen Werttorientierung setzt Küchle als Richtschnur ein Zitat aus einer Werbung des Marktführers voran: "Der Informationsmangel als Ausrede für nicht getane Arbeit, nicht gehabte Gedanken und nicht getroffene Entscheidungen wird verschwinden. Mit dem neuen Informationssystem erhalten alle die für sie relevanten Informationen, und nur der kann sich auszeichnen, der das meiste daraus macht."