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Lucent kauft sich von Aktionärsklagen frei

28.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Lucent Technologies ist es gelungen, Schadensersatzklagen von 54 Aktionären mit der Zahlung von insgesamt rund 568 Millionen Dollar in bar, Aktien und Optionsscheinen außergerichtlich beizulegen. Trotz der hohen Entschädigungszahlung kam das Unternehmen mit Sitz in Murray Hill, New Jersey, noch vergleichsweise glimpflich davon. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, hätte dem US-amerikanischen TK-Ausrüster bei einer Niederlage vor Gericht unter Umständen die Insolvenz gedroht.

Die Kläger hatten den AT&T-Ableger beschuldigt, er hätte seine finanzielle Performance und damit den Kursanstieg während des Hightech-Booms nur durch Bilanzmanipulationen und unlautere Vertriebspraktiken ("Stuffing the Channel") erreicht. Lucent selbst hatte im Dezember 2000 nach einer internen Ermittlung bereits seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2000 um 679 Millionen Dollar Umsatz nach unten hin korrigiert.

Der US-amerikanische TK-Ausrüster will nun alle Anleger, die zwischen dem 26. Oktober 1999 und dem 21.Dezember 2000 Lucent-Aktien hielten, mit der Zahlung von rund 315 Millionen Dollar in bar und Aktien entschädigen. Außerdem plant das Unternehmen, 200 Millionen Aktienoptionen mit einem Kaufpreis von 2,75 Dollar und einer Laufzeit von drei Jahren auszugeben. Der gegenwärtige Wert der Optionen wird auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt. Die Versicherungen haben sich bereit erklärt, 148 Millionen Dollar zur Wiedergutmachung beizusteuern. Zusätzlich fallen noch Kosten in Höhe von fünf Millionen Dollar für die Organisation der Abfindung an. Lucent hofft, dass ein Teil der Entschädigungszahlung durch bestimmte Versicherungspolicen gedeckt wird. Zunächst jedoch wird der TK-Ausrüster im zweiten Geschäftsquartal Kosten in Höhe von 420 Millionen Dollar oder elf Cent pro Aktie geltend machen. Die Einigung bedarf noch der Absegnung durch ein

Gericht.

Lucent hatte in derselben Angelegenheit bereits eine grundsätzliche Einigung mit der US-Börsenaufsicht SEC erreicht, die nach der Bilanzrevision Ende 2000 die Ermittlungen aufgenommen hatte. Wie das Unternehmen Ende Februar bekannt gab, werde es im Zuge der Übereinkunft weder Strafen oder Gebühren zahlen noch irgendwelche weiteren Bilanzen revidieren müssen (Computerwoche online berichtete).(mb)