Das Gros der Anbieter nutzt erdnahe Umlaufbahnen

LEO, MEO, GEO: Irgendwo schwächeln alle

11.07.1997

Das Gros der neuen Player hat sich für LEO-Netze entschieden, weil diese die besten Übertragungswerte für die Applikationen bieten, mit denen sie ihre Kunden versorgen wollen. Weil die Trabanten in den relativ niedrigen Höhen von 700 bis 2000 Kilometern unseren Planeten umkreisen, vermitteln sie Signale mit einer Verzögerungszeit von ungefähr 0,02 Sekunden. Das sind Werte, mit denen sich Multimedia- und Video-Applikationen sowie Sprache problemlos betreiben lassen.

Ein weiterer Vorteil der LEO-Trabanten ist die geringe Dämpfung der Signale auf dem Weg zwischen Satellit und Erdoberfläche, so daß sich Endgeräte nutzen lassen, die heutigen GSM-Handies ähneln.

Die Schattenseite der LEO-Systeme beschrieb Erich Lutz, Leiter der Abteilung Digitale Netze am Institut für Nachrichtentechnik der DLR in Oberpfaffenhofen. So müssen zur flächendeckenden Versorgung mindestens 40 Satelliten eingesetzt werden, deren Lebensdauer maximal zehn Jahre beträgt. Erschwerend kommt hinzu, daß es bis dato keinerlei Erfahrungwerte für die erdnahen Installationen gibt.

Viel Erfahrung mit GEO-Satelliten

Ausgereifter ist die Technik der GEO-Satelliten, die in rund 36000 Kilometer Entfernung von der Erde funken. Mit drei oder vier scheinbar fest im Weltraum installierten Satelliten läßt sich übertragungstechnisch die Erde komplett abdecken. Dementsprechend sind nur wenige Bodenstationen erforderlich. Vertreter dieser Gattung sind etwa Inmarsat und Spaceway.

Die Betreiber können auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Alle bislang operativ erprobten Systeme, etwa die TV-Satelliten Astra und Eutelsat, sind GEO-Satelliten. Sie haben allerdings mit Signallaufzeiten von einer halben Sekunde und hohen Signaldämpfungen zu kämpfen. Diese Parameter erfordern sehr komplexe Satellitenantennen im Orbit und große Empfangsschüsseln auf dem Boden. "Dieses Konzept ist für Laptops sowie Terminals geeignet und auch für breitbandige Dienste gut", erklärt Lutz.

Die Betreiber der Netze haben sich spezielle Anwendungen zugewandt, bei denen die technischen Einschränkungen nicht zum Tragen kommen. So bieten einige Dienste für das Flotten-Management von LKWs, Kommunikationsmöglichkeiten für den Schiffsverkehr, Backup-Verbindungen für terrestrische Netze und Telefonie in Ländern an, in denen es keine Festverbindungen gibt.

Im Medium Earth Orbit (MEO) teilen sich Systeme wie ICO oder Odyssey den Raum etwa 10000 Kilometer über der Erdoberfläche. MEOs sind ein Kompromiß zwischen den LEO- und GEO-Satellitennetzen. Sie umgehen die starken Signaldämpfungen und langen -laufzeiten der GEO-Trabanten sowie die hohe Satellitenzahl der LEO-Systeme. "Die Technik ist nicht ganz so futuristisch wie die der LEOs", beschreibt Lutz das geringere technische Risiko dieser Netze.