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Legale Musik-Downloads bald teurer?

07.04.2004

Wer die Zukunft von Online-Musikpreisen sehen will, der sollte einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge einmal einen Blick auf das neue Album "Fly or Die" des Rock-Hiphop-Trios N.E.R.D. werfen. Seit Monaten werben die legalen Online-Musikdienste mit Albumpreisen von 9,99 Dollar. In Apples "iTunes Music Store" kostet Fly Or Die allerdings 16,99 Dollar, und bei Roxio/Napster gibt es die zwölf Titel umfassende Kollektion für 13,99 Dollar. Beide Preise liegen damit höher als die 13,49 Dollar, die man bei Amazon.com für die greifbare CD zahlen muss. Und das ist beileibe kein Einzelfall.

Auch in Apples iTunes Music Store kostet längst nicht jedes Album nur 9,99 Dollar...
Auch in Apples iTunes Music Store kostet längst nicht jedes Album nur 9,99 Dollar...

Alle fünf großen Labels diskutieren demnach gerade Möglichkeiten, den Preis bei angesagten Songs für Einzeltitel in die Höhe zu treiben - von aktuell 99 Cent auf irgendwo zwischen 1,25 und 2,49 Dollar. Wie und wann eine solche Preiserhöhung erfolgt, ist aber wohl noch offen - sie könnte noch einige Monate auf sich warten lassen. Die Branche erwäge überdies auch andere Methoden, "schleichend" die Preise zu erhöhen, heißt es weiter - etwa durch Zwangskopplung von Hits mit weniger populären Songs. Ebenfalls denkbar wären Premium-Preise für Single-Auskoppelungen, die zeitlich vor dem kompletten Album erscheinen. Auf der anderen Seite sind auch Preissenkungen für Titel von älteren Alben im Gespräch.

Das Timing möglicher Preiserhöhung ist durchaus sensibel, denn der Markt für Online-Musik entwickelt sich erst. Das Wachstum - laut Nielsen Soundscan wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres 25 Millionen digitale Stücke verkauft im Vergleich zu 19,2 Millionen im zweiten Halbjahr 2003 - könnte allerdings unschön ausgebremst werden, wenn die Preise zu früh steigen. "Für uns ist das Thema nicht 'Machen wir 300.000 Dollar mehr, wenn wir den Preis um fünf Cent erhöhen'", erklärte ein Label-Manager. "Es geht darum, das Wachstum sicher zu stellen."

Für uns Europäer sind iTunes und Napster leider noch immer kein Thema - beide Dienste kommen dem Vernehmen nach frühestens im Sommer auch nach Europa, hiesige Angebote wie das zur CeBIT gestartete Phonoline (derzeit vollständig implementiert nur bei Eventim) sind weder in Sachen Angebot noch in punkto Benutzerfreundlichkeit echten Alternativen. (tc)