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Leert sich die Kasse der Telekom?

11.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Finanzlage der Deutschen Telekom ist offenbar kritischer als bislang befürchtet. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland", der sich auf eine aktuelle interne Analyse des Vorstands bezieht, verbuchte der TK-Konzern im vergangenen Jahr einen negativen Free-Cashflow in Höhe von zwei Milliarden Euro. Im laufenden Jahr rechnet die Telekom angeblich sogar mit minus 2,7 Milliarden Euro. Um die Besitzer der Volksaktie trotz der brisanten Lage bei Laune zu halten, beabsichtigt das Bonner Unternehmen dennoch wie bereits im vergangenen Jahr eine Dividendenzahlung von 62 Cent je Papier vorzunehmen. Eingeplant ist die Ausschüttung von 2,6 Milliarden Euro.

Der Free-Cashflow berechnet sich aus dem operativen Netto-Cashflow abzüglich der Ausgaben für Investitionen und Dividenden. Die Kennzahl wird von Finanzexperten als ein Maßstab für die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens gesehen. Außerdem weist sie aus, welchen Wertzuwachs eine Gesellschaft ihren Aktionären verschafft hat. Ein negativer freier Cashflow muss nicht bedeuten, dass es sich um ein schwaches Unternehmen handelt. Wichtig ist, wie es zu dem Minusbetrag kam: Bei der Telekom betrug der operative Netto-Cashflow, also der Netto-Cashflow inklusive Zins- und Steuerzahlungen, Ende 2001 rund zehn Milliarden Euro Plus. Diesem Betrag stehen jedoch hohe Schulden, Schwächen im operativen Geschäft und immense Investitionen gegenüber.

Telekom-Chef Ron Sommer plant nun, das Minus durch Sondererlöse wie den Verkauf seiner Kabelnetze (5,5 Milliarden Euro) oder den Börsengang von T-Mobil wieder ausgleichen. 2003 hofft der Konzernchef dann wieder auf einen positiven und ansteigenden Free-Cashflow.