Konzernmutter KPN korrigiert Erwartungen nach oben

Kundenakquise kostet E-Plus viel Geld

29.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Der niederländische TK-Konzern KPN - Mutter des deutschen Mobilfunkers E-Plus - hat mit guten Quartalszahlen überrascht. Zu dem Erfolg trägt E-Plus allerdings noch nicht bei. Die Deutschen konnten zwar viele Neukunden gewinnen, sind aber längst nicht profitabel.

KPN hat in der von Erfolgsmeldungen keineswegs verwöhnten TK-Branche aufhorchen lassen. Die Niederländer konnten im zweiten Quartal ihres laufenden Geschäftsjahres das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro steigern. Während das Unternehmen im Vergleichszeitraum 2002 noch einen Verlust von 79 Millionen Euro schrieb, schaffte KPN jetzt einen Reingewinn von 192 Millionen Euro. Rückläufig war hingegen der Umsatz, der um 1,3 Prozent auf drei Milliarden Euro schrumpfte.

Mobilfunk abgeschrieben

Aufgrund der positiven Entwicklung hat KPN seine Prognose für dieses Geschäftsjahr angehoben. Bisher war der Konzern von einer Steigerung des letzten Ebitda-Ergebnisses (4,4 Milliarden Euro) um fünf Prozent ausgegangen. Finanzchef Maarten Henderson korrigierte diesen Wert nun auf zehn Prozent nach oben. Die Verbindlichkeiten konnten von 11,17 Milliarden Euro auf 10,2 Milliarden Euro reduziert werden. Für die Trendwende bei KPN sind vor allem Kostensenkungsmaßnahmen - in erster Linie Entlassungen - verantwortlich. Außerdem stieß das Unternehmen einige Geschäftsbereiche ab. Bemerkbar machte sich ferner, dass die Bilanz nun nicht mehr durch hohe Abschreibungen für die Mobilfunksparte getrübt wird.

Die deutsche Mobilfunktochter wird aber mindestens bis 2005 ein Zuschussgeschäft für KPN sein. E-Plus, das seine Zahlen gleichzeitig mit der Muttergesellschaft präsentierte, wies einen Vorsteuergewinn von 142 Millionen Euro aus, im zweiten Quartal des Vorjahres wares aber noch 168 Millionen Euro gewesen. Laut E-Plus-Chef Uwe Bergheim ist der Rückgang auch darauf zurückzuführen, dass die Düsseldorfer stark in den Ausbau ihres Kundenstamms investiert haben. Tatsächlich ist es E-Plus gelungen, in einem Jahr 623000 Neukunden zu gewinnen. Insgesamt listet die Company jetzt 7,8 Millionen Teilnehmer. Damit hat der Mobilfunker nach deutlichen Einbußen wieder Boden gut gemacht und einen Marktanteil von 12,6 Prozent erobert. Von dem 16-prozentigen Marktanteil, den E-Plus 1999 hielt, ist das Unternehmen aber noch weit entfernt.

Bis Jahresende möchte Bergheim die Acht-Millionen-Grenze durchbrechen. Experten rechnen jedoch damit, dass E-Plus, um am Markt erfolgreich bestehen und ein akzeptables Gegenwicht zu T-Mobile und Vodafone darstellen zu können, mindestens elf Millionen Teilnehmer benötigt. Schon seit längerem wird deshalb über eine Fusion von E-Plus und O2 spekuliert. KPN-Finanzvorstand Henderson schließt eine Zusammenlegung grundsätzlich nicht aus. Bedingung sei aber, dass E-Plus sein Schicksal selbst bestimmen könne.

Die dritte Mobilfunkgeneration UMTS dürfte für das künftige Wachstum vorerst keine Triebfeder sein, auch wenn E-Plus das Netz offiziell zur CeBIT 2004 starten will. Gegenüber der "FAZ" sagte Bergheim, er sehe nichts, was der Vermarktung von UMTS bis Ende 2004 zum Durchbruch verhelfe. Mit bislang 191000 Teilnehmern beim E-Plus-Dienst "I-Mode" sei man bei dem UMTS-Vorläufer auch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Verbraucher, so Bergheim, brauche Zeit bis er die mobilen Datendienste akzeptiere. (pg)