Telia kauft französische Glasfaserstrecken

KPN-Qwest-Netze im Sonderangebot

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Das schwedische Telekommunikationsunternehmen Telia International Carrier hat einen Teil der bankrotten KPN Qwest übernommen. Dessen niederländische Muttergesellschaft KPN soll für einen weiteren Teil des Netzes geboten haben.

Von den ursprünglich rund 40 Unternehmen, die sich für den Kauf von Teilen des 25000 Kilometer langen Glasfasernetzes von KPN Qwest interessiert hatten, sind nicht viele übrig geblieben. Nach Sichtung der KPN-Qwest-Unterlagen sollen nach einer Meldung der Nachrichtenagentur "vwd" etliche Firmen ihre deutlich über 20 Millionen Euro liegenden Gebote ernüchtert zurückgezogen haben. Die Deutsche Telekom habe ein Kaufangebot in Höhe von 40 Millionen Euro revidiert.

Zugeschlagen hat die Telia-Sparte International Carrier (Telia IC). Für drei Millionen Euro erhielt sie die Netzstrecken zwischen Paris und Lille, von Paris nach Kehl (Baden-Württemberg) und den Pariser Metroring. Diese Verbindungen will Telia IC nun in ihr europäisches "Viking-Net" integrieren, das bis in die USA reicht. Bei einem guten Preis möchte der Carrier auch noch die KPN-Qwest-Verbindungen von Paris über Lyon, Marseille und Turin nach Mailand, die Strecke Lyon-Genf und das Kabel von Lille nach Calais kaufen.

Doch das könnte den Plänen der KPN-Qwest-Muttergesellschaft KPN zuwiderlaufen. Das holländische Telekommunikationsunternehmen soll für KPN-Qwest-Leitungen in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden insgesamt 20 Millionen Euro angeboten haben. Kein Interesse hat KPN nach Presseberichten hingegen an "Ebone". Dieses Datennetz für Internet-Verkehr hat KPN Qwest im letzten Jahr für 645 Millionen Euro von Global Telesystems Inc. gekauft und noch nicht in sein restliches Verbindungssystem integriert.

Das 16 europäische Großstädte verbindende Ebone-Netz war in den ersten Juli-Tagen schrittweise abgeschaltet worden, nachdem keine Hoffnung auf eine Übernahme mehr bestand. Ein in puncto Volumen und Details unbekanntes Übernahmeangebot von Oakley Capital war zurückgewiesen worden. Den letzten Angestellten, die das Ebone-Rechenzentrum in Hoeilaart bei Brüssel besetzt hielten, um den Netzbetrieb aufrechtzuerhalten, konnte keine Perspektive zur Wiederaufnahme der Gehaltszahlungen gegeben werden. Nach der Abschaltung blieben die befürchteten Überlastungen im Internet-Verkehr auf alternativen Leitungen weitgehend aus. Ebone dürfte separat weit unter realem Wert versteigert werden. (ls)