Ägypten

Kopten-Papst Schenuda III. verbietet Telefon-Beichte

29.12.2008
Der Oberhirte der koptischen Christen in Ägypten hat die Telefonbeichte verboten, damit dem Geheimdienst keine brisanten Informationen in die Hände fallen.

Papst Schenuda III., geistliches Oberhaupt von mehreren Millionen koptischen Christen in Ägypten, hat die Abnahme der Beichte über Telefon verboten. Der koptische Oberhirte sehe nämlich dabei das Beichtgeheimnis gefährdet, schrieb die in Kairo erscheinende Tageszeitung "The Egyptian Gazette" am Samstag. Es bestehe die Möglichkeit, dass "die Gespräche abgehört werden und die Inhalte der Beichte zum Geheimdienst dringen", zitierte das Blatt aus der Stellungnahme Schenudas.

In Ägypten leben etwa drei bis sieben Millionen Christen, die meisten von ihnen orthodoxe Kopten, die als Religionsgemeinschaft vom Staat anerkannt sind. Bei großen Anlässen wie etwa den orthodoxen Weihnachten am 6. Januar nimmt Papst Schenuda regelmäßig die Glückwünsche der ägyptischen Staatsführung entgegen. Völlig gleichberechtigt sind die Christen jedoch nach Ansicht von Menschenrechtsexperten nicht. Der Zugang zu höheren Staatsämtern bleibt ihnen meist verwehrt.

Im Land herrscht außerdem seit 27 Jahren ein Ausnahmezustand, der den Staatssicherheitsbehörden bei der Reglementierung und Beschattung der Bürger weitgehend freie Hand gibt. Beobachter gehen davon aus, dass die Telefone von Oppositionellen, Menschenrechtsaktivisten und kritischen Journalisten vom Geheimdienst mehr oder weniger regelmäßig abgehört werden. Eine systematische Bespitzelung der Bevölkerung wie etwa in der früheren DDR finde aber nicht statt. (dpa/ajf)