Microsoft bietet Security-Patch für Outlook

Keine Einigung über Netzsicherheit in Sicht

19.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Nachdem der "I love you"-Virus vor zwei Wochen zahlreiche Firmen lahm gelegt hat, beginnen die Diskussionen um mehr Sicherheit in den Datennetzen. Obwohl alle betroffenen Staaten verbesserte Schutzmaßnahmen fordern, dürfte eine internationale Abstimmung schwierig werden. Es bleibt zu fürchten, dass die Diskussionen wie so oft ergebnislos im Sande verlaufen.

In Paris haben sich am 15. Mai Vertreter der führenden Industrienationen getroffen, um über Konsequenzen aus der jüngsten Viruskatastrophe zu beraten. Etwa 300 Politiker, Juristen und Industrievertreter der G8-Staaten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, USA, Kanada, Japan und Russland wollen während der dreitägigen Konferenz Möglichkeiten ausloten, Virenangriffe abzublocken.

Konkrete Ergebnisse sind kaum zu erwarten. Dass die Abstimmung einer gemeinsamen internationalen Linie schwierig werden wird, hat bereits der erste Tag gezeigt. Während die USA fordern, eine weltweit agierende Cyber-Polizei einzuführen, lehnte Frankreich diesen Plan kategorisch ab. Innenminister Jean-Pierre Chévènement erklärte, dies sei ein Eingriff in die nationalen Befugnisse einzelner Staaten. Alternativ schlug der Minister vor, die bereits grenzüberschreitend arbeitende Interpol-Organisation mit entsprechenden Mitteln zur Hacker-Jagd auszurüsten.

In Deutschland hat sich jetzt auch das Wirtschaftsministerium das Sicherheitsmotto auf die Fahnen geschrieben. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gründete mit Verbänden aus Wirtschaft und Industrie sowie Anbietern von Sicherheitstechnologien die "Partnerschaft sichere Internet-Wirtschaft".

Wirtschaftsminister kritisiert MicrosoftKritik übte der Minister unter anderem an der Monopolisierung im IT-Geschäft. Dadurch würde es Hackern leicht gemacht, großflächige Schäden anzurichten. Außerdem rief Müller deutsche Anbieter von Sicherheitstechnologien zu mehr Engagement auf dem Weltmarkt auf.

Konkrete Maßnahmen konnte Müller allerdings auch nicht anbieten. Allein die Forderung nach einem verbesserten Schutz und der Start einer Informationskampagne werden so schnell keinen Virus aufhalten. Auch ein Frühwarnsystem für Virenattacken, wie es in den USA bereits installiert ist, muss erst noch abgesegnet und aufgebaut werden. Ein entsprechender Vorschlag kam vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Microsoft-Vertreter waren zu den Gesprächen im deutschen Wirtschaftsministerium nicht eingeladen. Die Redmonder bemühen sich jedoch um Schadensbegrenzung. Ein Patch, den sich Anwender von der Web-Seite des Softwareherstellers herunterladen können, soll die Sicherheitslücke im E-Mail-Programm "Outlook" stopfen (www.microsoft.com/ technet/security). Damit soll zukünftig verhindert werden, dass Outlook automatisch ausführbare Dateien startet, die als E-Mail-Anhang auf dem Rechner landen. Außerdem soll eine Alarmfunktion in Outlook eingebaut werden, die Anwender warnt, falls eine E-Mail auf das Adressbuch zugreift.

Über den Urheber des verhängnisvollen E-Mail-Wurms herrscht nach wie vor Unklarheit. Das philippinische National Bureau of Investigations (NBI) tritt bei seinen Ermittlungen auf der Stelle. Die verdächtigen Studenten des Computer-College AMA in Manila konnten bislang nicht überführt werden, das Virus freigesetzt zu haben. Die Behörden vermuteten, eine Kombination verschiedener Programme von Onel de Guzman und Michael Buen könne der Ursprung des Virus sein. Die Studenten wiesen diese Verdächtigungen zurück. Gerüchten zufolge stehen neue Verhaftungen unmittelbar bevor.