IT mit zwei Geschwindigkeiten

11.10.2012

Backend-IT und die kundenzentrierte Frontend-IT koppeln sich zunehmend voneinander ab. Entweder erwarten Unternehmensführungen von ihrer IT, dass sie sich auch um IT-Services für Endkunden kümmert, oder die IT wird von sich aus aktiv, um einen möglichst direkten Beitrag zum Umsatz zu leisten. Gemeint sind zum Beispiel neue Funktionen in Websites oder Online-Shops, Apps für Smartphones und Tablets sowie ad hoc aufgesetzte IT-Installationen in Niederlassungen und Ladengeschäften. Auch schnelllebige Tarife von Transportunternehmen oder Mobilfunkanbietern, bestimmte Bank- sowie Versicherungsprodukte fallen in diese Kategorie der endkundenorientierten IT.

Diese digitalen kundenorientierten Services müssen schnell erstellt werden, weil das Opportunitätsfenster klein ist. Sie entsprechen meist nicht den vereinbarten Standards im Unternehmen und sind selten bis nie in die Backend-IT integriert. Außerdem leben sie nur kurz. Alles Dinge, die den Regeln im Backend zuwiderlaufen. Dort gibt es feste Release-Zyklen, hohe Qualitätsanforderungen bezüglich Sicherheit, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sowie einzuhaltende Standards und Integrationsvorgaben. Auf diese Anforderungen hat die Backend-IT ihre Werkzeuge, Methoden, Abläufe und nicht zuletzt ihre Mitarbeiter und Lieferantenverträge ausgerichtet.

Die Anforderungen von Backend und kundenorientiertem Frontend sind kaum noch unter einen Hut zu bringen. Deshalb sind IT-Verantwortliche gut beraten, in der Entwicklung dieser Art von Kunden-IT andere Regeln für Entwicklung und Betrieb aufzustellen, ja, gegebenenfalls auch andere Mitarbeiter zu beschäftigen als in der Backend-IT. Die Kunst wird darin liegen, diese beiden IT-Organisationen trotz ihrer unterschiedlichen Gesetze und Geschwindigkeiten so (lose) miteinander zu koppeln, dass sie zusammen funktionieren, ohne sich gegenseitig zu behindern.

Christoph Witte,

IT-Publizist und Kommunikationsberater in München (http:// twitter.com/ christoph witte)